Soul als Do-It-Yourself-Baukasten? Ahnungslosigkeit und Respektlosigkeit als Albumthema? Bei „Nobody Knows“ von Songwriter Willis Earl Beal kommt all das zusammen mit einer Stimme, die einem ob mit Begleitung oder a capella eine Gänsehaut auf den Rücken zaubert. Was ist das eigentlich? Eine Sammlung von Liedern, die sämtlich von Trauer, Resignation, Frustration und Scheitern handeln. Mal kommen sie daher in fast klassischem Soul der 70er, mal als Gospel und dann auch wieder rockig zupackend irgendwo zwischen Tom Waits und Screamin Jay Hawkins. Oft verebben sie auch in Soundspielereien aus dem Computerbaukasten. Zum Glück bettelt Beal hier nicht um Mitleid, gleiten seine Lieder niemals in kitischige Gefilde ab. Er scheint einfach nur ein Fazit zu ziehen aus Jahren, in denen er immer wieder auf die Fresse gefallen ist, sich in der Welt und den Mitmenschen getäuscht sah.

„Nobody Knows“ ist ein Album, das faszinierend ist in einem Moment im nächsten aber auch in Belanglosigkeit zu verfallen scheint. Doch in der Gesamtheit bleibt es als Beispiel dafür, wie man jenseits von Retroseligkeit heute Soulsongs zelebrieren kann. Ist das großartig? Das muss jeder für sich selbst entscheiden.