Der Blues im Osten Deutschlands hatte ein paar geografische Zentren. Aus dem Thüringer Raum stammt das Duo WashBone & Slide. René Klum und Michel Drefs spielten zuvor bei der Bluesband Wilder Wein. Mit „Einerlei“ veröffentlichten sie bereits 2015 ihr erstes Album mit deutschen Bluessongs.
Zu DDR-Zeiten mussten man eigene Songs fast immer in deutscher Sprache abliefern. Und so entstand eine lyrische Tradition, die auch dem Blues ihren Stempel aufdrückte. Man nehme etwa die Bluesgeschichten, die Stefan Diestelmann seit seinem zweiten Album veröffentlichte oder die ganz eigene lyrische Welt von Engerling. Eher an Diestelmann und anderen Liedermachern orientieren sich die Lieder von WashBone & Slide: Es sind kleine Alltagsgeschichten aus der Provinz, die musikalisch zwar nach dem Blues vom Delta klingen, inhaltlich aber unverkennbar aus der deutschen Provinz stammen.
Die Konzentration auf Gitarre und diverse Percussionsinstrumente zwischen Cajon, Waschbrett, Bones und mehr sorgt für einen Sound, der bis zu den Jugbands der 20er Jahre zurückreicht. Hinzu kommen zuweilen Anklänge an Country, Reggae und diverse andere Stile Das macht den großen Reiz dieses Albums aus, diese Spannung zwischen klassischem Countryblues und der deutschen Sprache mit ihren Holprigkeiten und den unwillkürlichen Anklängen an den Blues der 70er Jahre in den ostdeutschen Clubs und Kneipen.
Wer große Sensationen erwartet, ist hier an der falschen Stelle: WashBone & Slide sind nicht angetreten, den Blues neu zu erfinden. Sie singen ihn so einfach und direkt, wie er sie seit Jahren geprägt hat. Und genau darum ist „Einerlei“ eine echte Empfehlung für alle Freunde des deutschsprachigen Blues.