Normalerweise ist das Erscheinen eines neuen Albums von Van Morrison für mich ein Festtag. Man startet das Album und bekommt Soul, Jazz, Blues, etwas Gospel vielleicht oder auch Celtic Folk. Die Texte sind manchmal lyrisch verschwurbelt, waren in der Vergangenheit auch mal esoterisch durchgeknallt. Doch meist erzählt Van Morrison Geschichten, von denen man sich einfach einfangen lassen kann. Doch jetzt das: Nach diversen im Netz veröffentlichten Songs mit Corona-Verschwörungs-Thesen haut er ein Album mit gleich 28 Songs raus, von denen die meisten extrem schlechte Laune verbreiten und eine groß angelegte Gegenwartsbeschimpfung beinhalten. Noch dazu ist die Musik dazu so beliebig, dass man es kaum schafft, die Tirade komplett durchzuhören. Da helfen auch schöne Songs wie „Thank God For The Blues“ nicht.
Immer mal wieder hat Van Morrison davon gesungen, dass man ihn verraten und verkauft hat. Alle lügen, bis auf ihn selbst natürlich. Gehirnwäsche und Popaganda der Mainstrem-Medien prangert er nicht erst 2021 an. Aber jetzt ist er offensichtlich so weit, jegliche Zurückhaltung aufzugeben. Auf „Latest Record Project“ warnt er davor, in der Öffentlichkeit die Wahrheit zu sagen. Man wolle ihn zum Schweigen bringen, nehme ihn gar persönlich zum Ziel. Er beschimpft Facebook-User mit ihrem ständigen Suchen nach dem nächsten Like und dem nächsten Trend. Und er warnt vor den Machenschaften einer Schattenregierung. Veröffentlicht wurde das Ganze- welch Ironie! – auf Sony, einem internationalen Konglomerat, das selbst die internationale Meinung beeinflussen kann.
Ehrlich, ich habe nichts gegen durchgeknallte Beschimpfungen. Es kann durchaus lustig sein, ihnen zu lauschen. Doch wenn ein Lied wie das nächste klingt, wenn überall Schalala-Chöre dazwischen dudeln, dass stellt sich die Ermüdung schon weit vor der ersten Hälfte des Opus ein. Ein Kritiker hat letztens geschrieben, Van Morrison kann kein schlechtes Album machen. Dem muss man deutlich widersprechen! Das ist ein Album, das man schnell vergessen sollte.