Live gehört Todd Wolfe mit seiner Band zu den aufregendsten Gitarristen, die man zur Zeit erleben kann. Leider ist seine Energie und Spielfreude kam unter Studiobedingungen einzufangen. Für bislang am Besten gelungen ist das auf seinem neuen Album „Miles To Go“ mit Wolfe‘s neuformierten Trio.
Es geht los mit einem absolut stimmigen Rocker: Wer Todd Wolfe allein auf den Blues oder Bluesrock festlegt, hat ihn nicht verstanden. Denn der Songwriter und Gitarrist hat schon immer über sämtliche Tellerränder am Tisch geschaut und was ihm gefällt zu seiner eigenen psychedelisch angehauchten Mixtur verrührt. „Nuthin But You“ ist ein Song, der sofort in jedes Rockradioformat passt: Gradaus gespielt und ohne zu viele Ecken und Kanten. Aber durchaus sympathisch. Auf „echten“ Blues muss man hier noch etwas warten. Aber spätestens bei seiner Version von Howlin Wolfs „Forty Four“ wippt der Genießer mit dem rechten Fuß und freut sich auch überr Steve Guygers stoische Bluesharp und den an eine Marching Band erinnernden Rhythmus. „Day To Day“ erinnert mit seinem krachigen Riff ein wenig an Chuck Berry. Und man könnte manchmal denken, Eric Clapton würde hier singen. Später kommen auf „Miles To Go“ auch noch Reggaeklänge mit Latinfeeling („Come What May“) oder indische Anklänge („The Inner Light“ von George Harrison) zum Tragen.
Allen Songs gemeinsam ist, dass sie fast an heimlich mitgeschnittene Jams erinnern und nicht an eine hochpolierte Studioproduktion. Und genau das hat mir bei Wolfes letzten Studioalben immer gefelt: diese Energie und Spontanität, die man bei seinen Konzerten so lieben gelernt hat. „Miles To Go“ kann man endlich auch mal Freunden empfehlen, die den Gitarristen noch nicht live erleben konnten. Die sollten dies aber schleunigst nachholen. Denn wie oben gesagt: Live ist Wolfe schwer zu toppen.