In den 60er Jahren gehörte Alice Gerrard zu den ersten Frauen im Bluegrass. Jetzt hat die Sängerin das erste Album veröffentlicht, was nur aus eigenen Songs besteht.

Ich hasse es, wenn bei Liedern oder Musik allgemein nach „Relevanz“ oder „Zeitgemäßheit“ gefragt wird. Das sind Entschuldigungen von Rezensenten oder Plattenfirmen, sich nicht ernsthaft mit einem Werk auseinander zu setzen.

In Zeiten vor Crowdfounding hätte ein Album wie „Bittersweet“ wohl keine Chance gehabt: Denn die Songs von Alice Gerrard sind auf keinen Fall irgendwie „zeitgemäß“. Das sind Lieder, die von einem langen Leben als Musikerin erzählen. Und sie tun das so, wie in den Appalachen schon in den vierziger Jahren Lieder vom Alltag berichteten oder in den frühen 60er Jahren im Folkrevival. Hier handelt es sich um ganz klassischen Folk ohne jegliche Zugeständnisse.
Die Songs sind melancholisch, teilweise auch von einer scheinbaren Resignation geprägt. Aber sie strahlen dabei eine so durchdringende Schönheit aus, dass man sich der Traurigkeit gerne hingibt. Hier hören wir eine ganz große Songschreiberin, die sich endlich alt genug fühlt, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Und bei den Aufnahmen in Nashville standen ihr Musiker zur Seite, die sich ganz und gar auf diese Songs eingelassen haben und sich niemals in den Vordergrund spielen müssen.

„Bittersweet“ ist großartige Folkmusik und hohe Schule des Songwritings. Nicht weniger. Anhören!

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