Es war wohl im März 1912, als Hart Wand in Oklahoma eine kleine Komposition zu Papier brachte. Als „Dallas Blues“ gilt die Nummer heute als erster je veröffentlichter Blues. Seither ist diese Musik überall in der Welt zu hören. Jedenfalls, wenn man sich Mühe gibt. Denn eigentlich scheinen die Medien ja kaum mehr etwas für diese Wurzel der gesamten westeuropäischen Popmusik mehr übrig zu haben.
Eine gute Nachricht für den Blues gab es in den letzten Wochen: Für ihre „Erfindung“ des American Folk Blues Festivals werden Horst Lippmann (1927-1997) und Fritz Rau Anfang Mai in die Blues Hall of Fame aufgenommen. Für mich war das Grund genug, mal wieder die alten Aufnahmen etwa aus dem Berliner AMIGA-Studio 1964 mit Willie Dixon und Hubert Sumlin zu hören und dabei gegen einen akuten Nostalgie-Anfall zu kämpfen. Auch wiederveröffentlichte Alben wie „Blues Mandolin Man“ von Yank Rachell oder „Lucky Man“ von Henry Gray können solche Anfälle auslösen. Und wenn man sich dann noch durch sämtliche im Archiv auffindlichen Platten von Louisiana Red gehört hat, ist man für neue Platten erst mal kaum empfänglich. Was war das damals noch für eine lebendige Musik! Und wie nachgemacht und lieblos klingt heute so vieles, was neu auf dem Markt erscheint.
Aber zum Glück längst nicht alles. So lange es Musiker wie den Gitarristen und Sänger Greg Nagy – oder auch das norddeutsche Duo blau: – gibt, braucht man sich eigentlich nicht wirkliche Sorgen um den Blues zu machen. Oder doch? Denn immer weniger tourende Musiker machen auch Abstecher nach Deutschland. Scheinbar trauen sich immer weniger Veranstalter, Konzerte auch mit aufstrebenden Bluesmen zu veranstalten. Nur noch bei Altstars und hochgelobten Bluesrockgitarristen gibt es scheinbar keine Krise. Ab sofort spendieren wir aktuellen Alben und ihren Künstlern online und hier im Magazin vier kostenlose Werbeplätze. Wer diese erhält, bestimmen die Leser. In diesem Monat haben gewonnen: Henning Pertiet, Cologne Blues Club, Greg Nagy und Ray Bailey. Herzlichen Glückwunsch!
Die Idee ist großartig und ein wenig größenwahnsinnig; Unser Feuilleton-Chef beginnt in der jetzigen Ausgabe eine Artikelserie, die in den nächsten Monaten das Gesamtwerk von David Foster Wallace vorstellen wird.
Weltuntergangsfilme haben zur Zeit Konjunktur. Ebenso wie allgemein das apokalyptische Untergangsgerede. Grund genug, sich die beiden letzten Filme von Lars von Trier in diesem Zusammenhang anzuschauen.
Hier ist das Inhaltsverzeichnis für Nummer 3 unseres pdf-Magazins, das ab Donnerstag an die registrierten Leser unserer Seite verschickt wird:
Musik
Wie irrelevant ist Blues eigentlich? 4
Louisiana Red (1932-2012) 6
Lippmann & Rau in Blues Hall of Fame 9
1912-2012 – 100 Jahre Blues? 10
Lightnin‘ Hopkins (1912-1982) 14
Greg Nagy: Michigan Blues 16
Shawn Starski 18
Blindheit und Gospel 19
Album des Monats: blau: – güntside 21
Rezensionen 22
Klassiker neu gehört: Henry Gray, Yank Rachell 27
Literatur
Mehr als nur unendlicher Spaß: David Foster
Wallace 28
Dostojewski: Weiße Nächte 30
Film
Lars von Triers wunderschöner Weltuntergang 32
Ziemlich beste Freunde: Entführung in ein vergessenes Leben 35
Roman Polanski: Der Gott des Gemetzels 37