Geografisch ist der Albumtitel durchaus zutreffend: Für die Aufnahmen ihres Albums „A Long Way From Home“ flogen Santos und Victor Puertas von Barcelona nach Austin. Doch musikalisch waren sie damit ganz zu Hause: The Suitcase Brothers gehören zu den besten Blues-Duos weltweit. Als Gäste hatten sich die Suitcase Brothers mit Jerry Portnoy und Paul Oscher zwei Altstars des Chicago-Blues eingeladen.
Manchmal muss man schon zweimal hinhören: Nein, hier liegt keine unentdeckte Aufnahme von Sonny Terry & Brownie McGhee im Player. Auch wenn Stücke wie „Midnight Train To Canfranc“ bis in die Nuancen diese Musik nach diesem Duo klingt. Doch Victor Puertas ist auf der Bluesharp ebensowenig auf diesen Stil festgelegt wie Gitarrist Santos Puertas. „She‘s A Troublemaker“ oder „Poor Black Mattie“ sind typisch für den hypnotischen Blues im Norden Mississippis, bei „Smokestack Lightning“ sind die Brüder dicht dran am klassischen Sound des Chicagoblues in den 50ern. Und wenn nötig, dann spielen sie auch den Rhythm & Blues von Louis Jordan mit einer gehörigen Portion Swing.
Immer wieder atemberaubend das Harpspiel von Victor Puertas: Solch mehrstimmige Solos hat man wirklich seit langem nicht mehr hören können. Das ist ein Harpspiel, was eben weniger von Little Walter und seinen Nachfahren, sondern von den Solisten der Zeit vor der Elektrifizierung des Blues beeinflusst wird.
„A Long Way From Home“ ist mit Sicherheit eines der besten traditionellen Bluesalben des Jahres.