Blues, Soul und Gospel treffen auf dem neuesten Album des kalifornischen Sängers und Harpspielers Shawn Amos auf David Bowie und Nick Lowe. Und vor allem gibt es auf „Breaks It Down“ fantastische politische Songs, die an die Musik der Bürgerrechtsbewegung in den 60ern anknüpfen.
Eine Tour durch die Südstaaten wirkte für Reverend Shawn Amos als Weckruf: Erstmas wurde er sich wirklich seiner Hautfarbe bewusst und erlebte den noch immer alltäglichen Rassismus. Das war für ihn der Anstoß, Lieder zu schreiben, die er 21st Century Freedom Songs nennt: Lieder, die ihre Herkunft aus dem Soul der 60er bewusst offen zeigen. Und das nicht nur musikallisch, sondern vor allem auch textlich.
„Moved“, mit dem das Album beginnt, stellt die ernste Frage: Wie lange dauert es eigentlich, bis wir uns in Bewegung setzen? Was müssen wir noch alles erleben, ehe wir in die Gänge kommen? „2017“ ist eine Rede zum Zustand der Nation in der Zeit von Präsident Trump. „Hold Hands“ ist ein Aufruf zum Frieden, wie er auch schon von den Staple Singers hätte stammen können. Fast ein wenig wie ein Fremdkörper erscheint dann beim ersten Hören „The Jean Genie“. Der Song von Bowie wird mit rauher Harp, verzerrter Stimme und dreckiger Gitarre zum Funkblues. Doch gleich danach: „Uncle Toms Prayer“, ein a capella gesungenes Gedicht, das zuerst zu Zeiten der Bürgerrechtsbewegung aufkam. Mit diesem Song eröffnet Amos seine „Freedom Suite“, wo er die Themen der 60er und der Gegenwart zusammenbringt. „Does My Life Matter“ von Bukka White wird nur leicht aktualisiert im Text. Der passt sowieso erschreckend genau in die Gegenwart der USA und zu den Anliegen der Black Lifes Matter-Bewegung. „(We’ve Got To) Come Together“ zitiert Martin Luther King und ist eine mitreißende Hymne mit dem Soulgroove von Memphis.
Fast könnte man danach „Ain’t Gonna Name Names“ oder das zweite Cover „(What’s So Funny ‚Bout) Peace Love and Understanding“ überhören. Aber auch diese beiden Nummern haben ihren ganz eigenen Reiz und ihre Bedeutung in diesem Album.
Selten bin ich von einem Album in den letzten Jahren derartig überrascht und bewegt worden: The Reverend Shawn Amos hat mit „Breaks It Down“ den Blues mit seiner reichen Geschichte in die Gegenwart geholt und deutlich gemacht, dass Blues und Soul die passende Musik bieten, um die heutige Zeit zu kritisieren und die Menschen zusammen zu rufen gegen Gewalt, Krieg, Hass und Gier. Das ist ein absoluter Pflichtkauf!