The New Orleans Social Club

Eine Platte kann wie eine Zeitreise sein. „Sing Me Back Home“ vom New Orleans Social Club ruft einem unwillkürlich die Bilder von New Orleans nach Katrina in Erinnerung.

Sechs Wochen nach der Katastrophe fanden sich im August 2005 Musiker aus der zerstörten Stadt in Austin zusammen, um gemeinsam quasi musikalisch ihren Weg zurück nach Louisiana freizumachen. Denn das darf man nicht vergessen: Gerade Musiker hatten durch die Flut alles verloren und oft kein Geld und damit keine Chance auf Rückkehr und Neuanfang in ihrer Heimatstadt.

Die Gruppe – eher ein lose geknüpfter Interessenverband – nannte sich The New Orleans Social Club. Mitglieder waren Musiker der Meters ebenso wie Ivan Neville und Jerry Butler. Hinzu kamen im Laufe der Sessions zahllose andere Lokalheroen: Dr. John, The Subdudes, Marcia Ball, Cyrill Neville,…


Die Musik, die bei den Aufnahmen entstand pendelt zwischen Resignation und politischer Anklage, zwischen Hoffnung, Stolz und Hartnäckigkeit – und eben auch der unstillbaren Lebensfreude, die die Musik der Stadt zu jeder Zeit ausmacht. Eröffnet wird die Platte von Cyril Neville’s Version von Curtis Mayfields „This Is My Country“ – hier eine einzige politische Anklage gegen die Regierungsbehörden. Jerry Butlers Fassung von Somewhere (aus der West Side Story) ist eine sehnsüchtig-ungewisse Ballade voller Zerbrechlichkeit. The Subdudes Bearbeitung von Make a Better World (Earl King) ist ein Statement und ein Aufruf – und Dr. Johns „Walkin to New Orleans“ nimmt angesichts der Zerstörungen damals fast einen trotzig-literarischen Ton an: Wir laufen notfalls zurück in unsere Heimat. Egal was kommt. Auch wenn viele Musiker bis heute nicht zurück kehren konnten – alle Mitstreiter im New Orleans Social Club gehören mittlerweile wieder fest in die Musikszene der Stadt.

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