Wenn man als Bluesband in der Provinz ansässig ist, dann hat man oft die Chance, durchreisende Musikerinnen und Musiker zu begleiten. The Kilborn Alley Blues Band aus Champain, Illinois, haben für ihr neuestes Studioalbum alte und neue Songs zusammengestellt, bei denen unter anderem Pianist Henry Gray, Bob Corritore (mharm), Sängerin Jackie Scott oder Gitarrist „Monster“ Mike Welsh zu Gast waren. Entstanden sind die Aufnahmen im Titelgebenden Studio von Matt Talbot in Tolono.

Es hat ein paar Jahre gedauert, ehe nach „Four“ (2011) ein neues Album von der Kilborn Alley Blues Band auf den Markt kam. Vier Alben hatte man in Chicago beim Label Blue Bella von Nick Moss veröffentlicht und damit diverse Preise abgeräumt. Jetzt hat sich die Band um Sänger/Gitarrist Andrew Duncanson. Josh Stimmel (g) und Bassist Chris Breen dazu entschlossen, ihr neues Album auf dem eigenen Label Run It Back Records heraus zu bringen.

Enthalten sind hier vier ältere Aufnahmen der Band, unter anderem der Opener „Fire With Fire“ und „Christmas In The Country“. Zu Gast waren beim Opener mit Mike Welch und Keyboarder Anthony Geraci gleich zwei Mitglieder von Sugar Ray & The Bluetones. Der bei den Aufnahmen schon 92jährige Pianist Henry Gray singt seine eigene Nummer „Cold Chills“ und spielt bei „Home To My Baby“ das Klavier. Diese Nummern sind bewusst mit allen Ansagen einer spontanen Studiosession belassen worden. Keinerlei Politur schleift die Ecken und Kanten des klassischen Chicagoblues ab. Und Bob Corritore fügt seine markante Harp als Kontrast zum klassisch rollenden Bluespiano Grays hinzu.

Die zweite bemerkenswerte Hapr auf dem Album kommt von Ronnie Shellist, der sich beispielsweise bei „Going Hard“, „Town Saint“ oder „Terre Haute“ faszinierende Duette mit Gitarrist Stimmel liefert.

Eine ganz andere musikalische Note bringt die aus Virgina stammende Sängerin Jackie Scott zur Mixtur hinzu. Ihr selbstgeschriebener Song „Been Trying To Figure Out“ ist dezent funky, während „Easy To Love You“ schon eher zum klassischen Chicagoblues der Truppe passt. Bei „Sure Is Hot“ werden die Stilgrenzen gar noch ein wenig weiter gezogen: Während Duncanson fast klassischen Soul singt, steuert Anthony DeCerbo eine Rapeinlage hinzu. Aber das klingt nicht konstruiert, sondern passt gut zusammen.

„The Tolono Tapes“ zeigt die Kilborn Alley Blues Band wiederum als eine der besten traditionellen Bands wenn es um Chicagoblues geht. Dass sie sich in dieser Nische allerdings nicht auf ewig eingerichtet hat, mache die Aufnahmen des Albums ebenso deutlich. Unbedingt empfehlenswert!