Immer wieder hat sich Eric Bibb mit seinen Songs auch politischen Fragen gewidmet. Sein aktuelles Album „Migration Blues“ zieht textlich die Parallelen zwischen dem Schicksal der nach Amerika verschleppten Sklaven oder den aus dem Delta nach Norden ziehenden Farbigen zu den Menschen, die voller Verzweiflung vor Krieg und Armut über das Mittelmeer fliehen.

Sein Vater Leon Bibb war einer der Stars der New Yorker Folkszene. Und dort war das gesellschaftliche Engagement des Künstlers von Anfang an einer der Kernpunkte. Und auch Eric Bibb hat sich Zeit seiner Karriere immer wieder politischen Fragen gewidmet. Angesichts der derzeitigen Flüchtlingskrise drängte sich ihm die Ähnlichkeit der Lage zwischen den heutigen Flüchtlingen zwischen Asien, Europa und Afrika zu den Menschen auf, die vor Diskriminierung, Gewalt und bitterster Armut aus dem Süden der USA gen Norden zogen. Dort erhofften sie ein besseres Leben in wirtschaftlicher Hinsicht ebenso wie eine Befreiung von Diskriminierung und brutaler Gewalt, die von den Behörden im Süden nicht geahndet wurde.

Als klassischer Geschichtenerzähler im Blues berichtet Bibb von den Folgen langer Trockenheit, von der Verzweiflung des Flüchtlings auf dem Meer, der um eine sichere Küste betet, vom Krieg und der Sehnsucht nach einer Änderung in der Gesellschaft, die heute noch genauso fern scheint wie damals zur Zeit der großen Wanderung nach Norden. Coverversionen wie Woody Guthries „This Land Is Your Land“ oder Bob Dylans „Masters of War“ passen hervorragend zwischen Bibbs eigene Songs. In ihrer Gesamtheit bilden sie ein Album klassischer Bluessounds mit brennender Aktualität.

Begleitet wird er auf „Migration Blues“ hauptsächlich von dem kanadischen Folkmusiker Michael Jerome Browne und dem französischen Harpspiele Jean Jaques Milteau. Einer der Gäste auf dem Album ist Big Daddy Wilson als Duettpartner.

„Migration Blues“ ist ein Album, dass man nicht nur in Kreisen der Fans akustischer Bluesmusik hören sollte, sondern dass breiteste Hörerschichten erreichen muss.