Die Magie ist wieder da. Die neuformierten Jayhawks knüpfen mit "Mockingbird Time" fast nahtlos an ihr großes Album "Tomorrow The Green Grass" an.
Mit ihrer Verknüpfung aus Country-Schwermut, erdiger Rockmusik und sehnsuchtsvollen Popmelodien waren Gary Louris und Mark Olson als Songschreiberteam der Jayhawks in den 90er Jahren eine Klasse für sich. Statt Grunge oder ähnliche Rockmusik – oder gar "Hair-Metal" zu spielen, spielten die Jayhawks lieber in einer Traditionslinie irgendwo zwischen den Byrds, den Flying Burrito Brothers oder dem unübertroffenen Gram Parsons. Doch wirklich erfolgreich waren sie trotz mindestens zweier großartiger Alben ("Hollywood Town Hall" und "Tomorrow The Green Grass") in den USA nicht wirklich. Erst heute werden sie von den jungen Bands der alternativen Country- und Americana-Szene als wichtige Vorreiter gefeiert. Doch ob eine Wiedervereinigung von Louris und Olsen wieder zu solch umwerfend schwermütigen und eingängien Liedern führen würde, war nicht abzusehen.
Doch "Mockingbird Time" macht von den ersten Noten an jegliche Befürchtungen zunichte: Die zwölf Songs bringen wieder auf schwerelose Weise rockende Gitarren, an die Beach Boys gemahnende Harmoniegesänge, eine große Portion Country-Sehnsucht – und diese kleinen Geschichten über das Amerika, was in den Presse angesichts von Kriegen, Krisen und Skandalen leider nicht vorkommt. Man mag diese Lieder, die Sehnsucht nach heilen Familien und grünen Feldern wecken, für unpolitisch und irrelevant halten. Doch ist ein Album wie dieses mindestens ebenso wichtig für eine Verbesserung gerade europäischer Vorstellungen von der amerikanischen Gesellschaft wie Ry Cooders "Pull Up Some Dust And Sit Down". Mehr braucht man dazu nicht zu sagen.