knopfler privateeringRootsmusik zwischen Blues, Country und keltischen Klängen findet sich auf Mark Knopflers aktuelllem Doppelalbum „Privateering“. Unterstützt wird er bei seiner musikalischen Freibeuterei unter anderem von dem famosen Tim O‘Brien an der Mandoline.

Es gab mal eine Zeit, wo Mark Knopfler ein Rocker war. Lange ist das schon vorbei. Und manchmal wünsch ich mir die Zeiten zurück, wo die Dire Straits die Stadien der Welt rockten. Ja, diese Band, die von den Kritikern immer gerne gehasst oder geschmäht wurde, hat ihren festen Platz in meiner musikalischen Erinnerung und zählt zu den Argumenten dafür, dass nicht sämtliche Musik der 80er Mist war. Doch nach „Brothers In Arms“ hörte die Liebe damals plötzlich auf. Das letzte Album passte für mich schon nicht mehr zu dem Bild, was ich mir von der Band festgezimmert hatte. Irgendwie war da der Druck raus aus der Musik. Und ich war einfach nicht bereit, Mark Knopfler auf dem Weg in Country- und Folk-Gefilde zu folgen. So hab ich mich auch lange geweigert, seine Soloalben auch nur zur Kenntnis zu nehmen. „Privateering“ hätte um ein Haar auch dieses Schicksal erlitten. Zwischen dem neuen Dylan und der Wiederauferstehung von ZZ Top, neben aktuellen Bluesalben von Magic Slim oder Sugar Blue wirkt Knopfler einfach viel zu brav und gelackt.

Dabei ist „Privateering“ wesentlich rauher und ungeschliffener als die meisten Alben der Straits waren. Und mit Liedern, die wahlweise nach irischen Kneipen, Bluespicknicks jenseits der Hauptstraßen und Country ganz weit vom Geiste Nashvilles entfernt klingen, ist der Gitarrist und Songschreiber heute an einem Punkt angekommen, der mich nach Jahrzehnten der Verweigerung endlich persönlich berührt. Und komischerweise vermisse ich dabei seinen klaren Stratsound, der die Straits geprägt hatte, gar nicht wirklich. Nein: „Privateering“ ist ein Folkalbum, wie es sein sollte. Es hat Lieder für das Besäufnis ebenso wie die trauernden Klänge für den Kater am Morgen. Es ruft nicht zur Revolution auf, aber es macht deutlich, wie kalt und berechenbar ein großer Teil der heute veröffentlichten Musik geworden ist. Und vielleicht wird Knopfler irgendwann auch noch mal ein Album vorlegen was mich umwirft wie damals „Alchemy“ oder in den letzten Wochen „Tempest“ von Dylan.

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