Schon Anfang 2012 haben wir in unserer Serie über kanadischen Blues auf das in Vancouver ansässige Duo „The Harpoonist & the Axe Murderer“ hingewiesen. Endlich ist ihr bereits im Oktober 2011 erschienenes Album „Checkered Past“ auch in „fester“ Form hier in der Redaktion angekommen. Und das macht von der ersten Note an nicht nur wahnsinnig viel Spaß, sondern verdeutlicht auch, warum das Duo immer wieder mit den Black Keyes oder den White Stripes verglichen wird.
Ehe man mich als ständigen Nörgler abtut, wenn es um Bluesrock geht: Checkered Past ist genau das. Und es ist ein großartiges Album. Es ist Blues voller Respekt vor den Grooves der Südstaaten. Und es ist Rock in einer Direktheit und Härte, die auch Punkschuppen zum Tanzen bringen dürfte. Es rockt! Es ist laut. Es groovt. Es reizt zum Tanzen. Und man vergisst sofort, dass da nur zwei Menschen Musik machen: Shawn Hall schafft es, Gesang und Bluesharp aufs Engste zu verbinden. Und Matthew Rogers legt zu seinem heftigen Gitarrenspiel mit Fußpercussion einen derartigen Groove aus, dass weder Bass noch Schlagzeug irgendwo vermisst werden. Und – darauf legen HAM Wert: hier sind keinerlei elektronische Helferlein am Werk: keine Programmierung, keine vorproduzierten Rhythmustracks und auch kein Loop-Pedal. Ok: im Studio wurde der Live-Sound schon noch ein wenig aufgebläht: Hall oder Rogers zupften zuweilen den Bass. Und der Gitarrist ist auch noch für die zum Glück ganz gezielt eingesätzten Keyboard-Klänge zuständig. Dann (wie in „Too Late Virginia“ entsteht ein Drive, wie ihn die frühen Clash oder auch The Police einstmals verbreiteten: hier ist der Weg vom Blues bis hin zum Reggae-Rock durchschritten. Und das, ohne dass irgendwo ein Stilbruch zu hören wäre. Am anderen Ende der Geschichte steht mit „Be My Woman“ ein traditioneller Field Holler, der hier ganz traditionell mit Dobro, Bluesharp und Gesang dargeboten wird. Und er klingt so aktuell, als wäre er gerade frisch aus der Feder von Reverend Peyton geflossen. Wenn das Format des elektrisch rockenden Blues-Duos auch mancherorts ausgereizt scheint: The Harpoonist & the Axe Murderer zeigen, wieviel in diesem Format noch drinsteckt, wenn man denn bereit ist, sich ganz dem Blues zu widmen.
Erhältlich ist das Album in Europa lediglich als Download bei Amazon oder über die bandcamp-Seite der Band.