sanpatricio

Wenn die Chieftains ein neues Album veröffentlicht, dann ist das immer auch eine Reise in die Vergangenheit. Das gemeinsam mit Ry Cooder eingespielte „San Patricio“ beleuchtet musikalisch die Geschichte von Iren in Mexiko.

The Chieftains als Lordsiegelbewahrer des Irish Folk sind schon seit Jahren immer wieder besonders durch unerwartete Zusammenarbeit mit Musikern anderer Länder und Stile aufgefallen. Schon in den 90er Jahren hatten sie mit Ry Cooder gemeinsam im Studio gestanden. Bei dem weltweit erfolgreichen „The Long Black Veil“ hatte der Gitarrist ebenso mitgewirkt wie bei „Santiago“. War bei The Long Black Veil das Spannende, Rock- und Popmusiker mit den irischen Liedern zu konfrontieren, und hatte die Band bei den Nashville Sessions die engen Bindungen zwischen der irischen Musik und Bluegrass & Country offengelegt, so ist San Patricio ein ungleich unerwarteteres Experiment.

Das Album, bei dem neben Ry Cooder unter anderem auch Van Dyke Parks, Linda Ronstadt Carlos Nunez und Los Tigres del Norte mitwirken, beleuchtet eine musikalische Verbindung, auf die man nicht beim ersten Überlegen kommt. Wobei schon der Titel auf sie hinweist: San Patricio ist der spanische Name für den irischen Nationalheiligen St. Patrick. Die Platte selbst erzählt die fast vergessene Geschichte des Battalions San Patricio, einer Truppe irischer Einwanderer, die von den Truppen der US-Army desertierten, um 1846 an der Seite der Mexikaner gegen die Invasion der USA im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846-1848) zu kämpfen.

Obwohl die Kämpfer in den USA als Verräter und Deserteure verfemt wurden, seien sie von Generationen von Mexikanern als Helden verehrt worden, die gegen einen ungerechten Aggressionskrieg kämpften, so Gründer und Chef der Chieftains Paddy Moloney. Um an sie zu erinnern bringt die CD Balladen und Tanzlieder aus beiden Ländern. Und diese Kombination ist wirklich spannend auf musikalischem und inhaltlichem Gebiet. Denn man kann die Platte eben auch als Statement gegen Unterdrückung und für Freiheit hören. Wenn Folk allerdings mit solch großartigen Musikern gespielt wird, dann sollte man sich mit den historischen Gegebenheiten nach dem Anhören und Tanzen beschäftigen.

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