Wahrscheinlich habe ich einen Hang zu Gruppen und Musikern aus Los Angeles. Dort treffen sich kreative Künstler aus allen Regionen und verschmelzen ihre ursprünglichen Stile häufig zu etwas Anderem und Neuem. Für mich unvergessen die einmaligen Imperial Crowns und die Wahnsinnsblueser/-rocker von Rhino Bucket, die in den letzten Jahren regelmäßig bei uns zu Gast waren.<br />
Über die Black Tongued Bells bin ich regelrecht gestolpert. Dabei existiert die Gruppe bereits seit 13 Jahren. Eine Indie Band, die bislang nur im Raum L. A. zu hören war, sich durchgekämpft hat und nun international antreten möchte. Das Zeug dazu hat sie.<br /> Die Band verbindet Alabama Muscle Shoals Sound mit Memphis Grooves, Swamp Blues, ein wenig Gospel und nennt das ganze „American Swamp“. Wie auch immer, es ist ein ungewöhnlicher aber unglaublich erdiger, starker und mitreißender Stilmix - nur das zählt.
Die Bandmitglieder stammen aus den unterschiedlichsten Gegenden der USA. Um den Sänger, Gitarristen und Songschreiber D. Miner, gruppieren sich der Bassist und Sänger Anthony Cook und der Drummer Ray Herron (alle drei Gründungsmitglieder). Hinzu kommen weitere hochklassige und erfahrene Top Musiker. Interessieren täte mich, was D. Miner zum Erhalt seiner Stimme einsetzt (ausgeprägtes Alleinstellungsmerkmal). In einem Text heißt es hierzu „his (D.Miner’s) distinctive bariton sounds as if it’s been soaked in whisky for a century and then dragged down an endles gravel road …“
Die vorliegende selbstproduzierte CD ist die erste der Band. Wie bei vielen guten Bands sind die Mittel knapp. Es entstand ein Album, daß in einem Mississippi Juke Joint aufgenommen worden sein könnte.
Die Musik baut auf Swamp Rhythmen auf. Neben Gitarre, Bass und Schlagzeug, sorgen Keyboard, Percusssion, Harp, Klavier, Saxophone und Trombone für einen leicht hypnotischen Klang. Der Opener „Coming back for more“ ist eher funky und berichtet von einem Arztbesuch. „Long Way to Go“ ein eher langsames Stück erzählt von dem langen Weg zum Himmelstor. „Gimme that Rise“ ist ein klassischer Swamp Song, eine Frau berichtet von ihrem unerfüllten Leben. Neben den Eigenkompositionen gibt es eine äußerst eigenständige Interpretation des Merle Travis Land Klassikers „Sixteen Tons“ der bei youtube auch als Video vorliegt – mitreißend!
Die Texte sind allesamt nicht kalifornisch leicht, sie beschreiben das Leben in seinen Facetten. Allerdings gibt es auch den Party Song „Rattle Some Bones“, der so vital ist, dass er Tote erwecken könnte (so im Songtext).
Mich hat die CD nicht losgelassen. In meiner Sammlung steht sie in der (kleinen) Ecke für Besonderes. Wer sich schwertut sie zu erhalten, wende sich bitte an die Redaktion. (Rankoutsider Records)