Unzählige Definitionen gibt es dafür, was Blues ist, und noch mehr Sprüche, die erklären, der Blues sei dies und nichts anderes. Einige Definitionen sind musikalischer Natur und beschreiben die Form in Begriffen ihrer Rhythmen, Tonarten und Harmonien.
Andere sind ethnisch-musikalischer oder historischer Art und folgen der Spur der musikalischen und rhythmischen Elemente des Blues bis zu verschiedenen Wurzeln in Afrika oder in Europa. Einige sind ihrem Wesen nach politisch und sehen im Blues das kollektive Tagebuch der schwarzen Unterklassen in ihrem Kampf ums Überleben in einem rassistischen, kapitalistischen "Babylon". Wieder andere sind erst einmal emotional und halten am Konzept des Blues als einem Seelenzustand fest:
"If it ain't a sad song, it ain't the blues"
darauf besteht Robert Cray, einer der wichtigen Vertreter des zeitgenössischen Blues seit den 80er Jahren. Dann gibt es noch die psychologische Interpretation, die die reinigende Funktion der Musik in den Mittelpunkt setzt. Die Soziologen verfolgen auf den Landkarten die Wanderungsbewegungen vom ländlichen Süden in die großen Städte. Und die Abteilung der Sprachforscher produziert ihre eigenen Analysen der Country-Blues-Dichtung. Das reicht, damit man sich nach einem Haufen Alben von Muddy Waters, Little Walter und Buddy Guy und nach einer großen Flasche Whisky sehnt.
Der Gebrauch des Wortes "Blues" für eine besondere Stimmung oder ein Gefühl ist sehr alt. Er geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im 19. Jahrhundert war der Ausdruck in den Vereinigten Staaten allgemein verbreitet, obwohl man sich nicht ganz einig darüber war, was es eigentlich bedeutete, "blue" zu sein. 1924 war "ein Anfall des Blues" gleichbedeutend mit "seelischer Depression". 1853 empfahl die Bostoner Zeitung Yankee Blade einen humoristischen Roman mit den Worten: "… für alle, die zum Blues neigen oder zur Langeweile." In den fünfziger Jahren meinte man damit also Langeweile, ab den achtziger Jahren Unglücklichsein: "Komm zu mir , wenn du den Blues hast."