CoverEr ist ein Blues-Prediger im besten Sinne: Sugar Ray hat sich mit seiner Band The Bluetones seit Jahrzehnten dem Blues verschrieben. Auch auf "Evening" spielt er seine einprägsame Bluesharp und singt wie ein Soul-Priester.

Ohrwürmer sind gefährlich. Sie überraschen einen immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Und dann bekommt man sie lange nicht mehr los. Anfangs zumindest ist das ein angenehmer Zustand, wenn es sich denn um wirklich gute Musik handelt. Und das, soviel vorweg, ist bei "Evening" gegeben.

Seit Jahrzehnten schon ist Sugar Ray einer der einschmeichelndsten Bluesharpspieler und Bluessänger. Ober er als Frontman bei Roomful of Blues, mit seiner Big Band oder mit seiner langjährigen Begleitformation The Bluetones: Der Blues kommt bei ihm nicht hart und anklagend daher sondern mit einer derartig großen Seele, dass er selbst Bluesverächter packen kann. Ganz sicher ist, dass hier einer Bluesmen wie B.B. King oder Bobby Bland ganz genau verstanden hat. Egal ob man fröhlich oder traurig ist – wenn man diese Gefühle nicht voller Liebe ausdrücken kann, dann ist es nicht wirklich Soul-Blues.

Wenn er begleitet von einem dezenten Klavier über "Too Many Rules And Regulation" erzählt, dann ist da eine unwiderstehliche Melancholie, nur eine leichte Klage. Der Titelsong schildert den Abend einer Beziehung. "Dancing Bear (Little Indian Boy)" leitet er – passend zum Titel – mit einer indianischen Flöte ein. Auch hier die leichte Klage über das Schicksal der Ureinwohner. Doch voller Zuversicht und Hoffnung. Sonst ist das Album purer und klassischer Chicago-Blues, vorangetrieben auch von "Monster" Mike Welchs prägnanten Gitarrenlinien. "Evening" – ein völlig unerwarteter Bluesohrwurm – ein großes Album für dunkle Winterabende.