In Kanada ist man begeistert von Steve Hill. Für Teil 2 seiner „Solo Recordings“ erhielt 2015 er den Juno Award, das kanadische Gegenstück zum Grammy, für das beste Bluesalbum des Jahres. Außerdem wurde er mit gleich drei Maple Blues Awards ausgezeichnet, als Electric Act of the Year, Entertainer of the Year und Guitarist of the Year. Normalerweise sind One Man Bands bei den Kritikern nicht so hoch angesehen. Doch Steve Hill ist eben kein typischer Vertreter dieser Spielweise: Anstatt als reiner Showact die Klassiker des Blues für Konsumenten zu reproduzieren schreibt Hill seine eigenen Songs und interpretiert sie auf der Bühne und im Studio derartig energiegeladen, dass man zu keinem Zeitpunkt der Meinung ist, hier würde nur ein Musiker spielen.
Auf Volume 3 seiner Solo Recordings kann man das wieder trefflich nachvollziehen: Es gibt deftig rauhen Bluesrock in Songs wie dem Opener „Damned“ oder „Dangerous“, wo Hill seine E-Gitarre Riffgewitter abfeuern lässt und mit den Füßen derartige Grooveteppiche erzeugt, dass man sich wahlweise an die Black Keys oder an die Enkel von ZZ Top erinnert fühlt. Bei akustischen Nummern wie „Slowly Slipping Away“ wird Hill einer Kreuzung aus Folksänger und Blues-Picker und Geschichtenerzähler in einem Country-Schuppen. Und dann dreht er auch noch Klassiker wie „Still a Fool/Rollin Stone“ oder „Rollin & Tublin/Stop Breakin Down“ durch seine Bluesrockmaschine – dreckig, gemein und dicht an der Grenze zum Wahnsinn.
Wer seinen Bluesrock so puristisch und ungeschönt mag, für den ist Steve Hill genau der richtige Mann. Wer bei One Man Bands aber eher an gepflegte Touristenunterhaltung denkt, der könnte sein blaues Wunder erleben. Nichts für Puristen also.