„The best band in town“ kündigt eine uralt klingende Stimme an. Und dann rocken Soulstack mit „Stone Cold Man“ los: Trocken, böse und zwingend.
Und gleich danach „In My Time of Dying“ – der alte Gospelsong in einer Intensität, die einen zum Glück solche Untaten wie Martin Gore‘s Minimal-Electro-Schmonzette oder Harry Belafontes Beerdigungs-Operette aus dem Hirn treibt: Wenn Jon Knight lossingt, dann geht es um fast alles, dann gibt es kein Halten. Stampfend, rumpelnd und garantiert nicht leichtfüßig auch seine Gitarre und die Hammond von Mark Wessenger, von der Rhythmusgruppe (Josh Knight – b, Tom Bona – dr) ganz zu schweigen.
Da wird ein Liebeslied an ein „Skinny Girl“ zu einem fast stotternd schüchternen Antrag voller Angst vor den eigenen Gefühlen. Oder sollte es doch nur darum gehen, dass diese Dürre nicht wirklich so wild dahertanzen sollte? Und das Gefühl, die Geliebte von Innen und Außen zu kennen und doch immer neue Seiten zu entdecken, Plätze und Räume, die einem erschreckend neu sind. Das Gefühl kann man nur mit einem Blues ausdrücken. So wie Knight. Und seine Slide-Gitarre ist genau an der richtigen Stelle. Wobei das Gefühl, die richtige Frau an seiner Seite zu haben, dann schon wirklich etwas sakrales hat („Holy Roller“).
Die Band aus Ontario ist entstanden Überresten der Bluesband Wickens-Knight aus Toronto. „Big Red“ ist ihr Debüt. Und damit passt sie hervorragend in die Reihe von Bands, die ihren Rootsrock mit jeder Menge Soul und einer gehörigen Portion Blues anreichern, wie etwa die Alabama Shakes oder die deutsche Kai-Strauss-Band. Wobei bei Soulstack der Bluesanteil sicherlich am größten von ihnen ist. Und zwar jener rockende Blues&Boogie in der Tradition von CCR. Oder wem dieser Vergleich zu weit hergeholt erscheint kann auch mal wieder die alten Alben von Mitch Ryder & The Detroit Wheel herausholen und da ein paar Erinnerungen auffrischen. Wie denn auch Soulstack ihr Album zu Recht als musikalischen Reisebegleiter für einen Trip vom Mississippi in die ehemalige Soul- und Autohochburg empfiehlt. Ich selbst hatte irgendwann die alte Bundesstraße 96 vor Augen – die Strecke von Rügen bis ganz hinunter ins Zittauer Gebirge. Und natürlich die Erinnerungen an die Orte, die im Leben eine Rolle gespielt haben. Das Album wird nicht die ganze Tour reichen. Aber man kann es mit Pausen dazwischen immer wieder hören und bei schwächeren Songs wie „River of Love“ weiterzappen. Viele schwächere Lieder gibt es auf „Big Red“ nicht.