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Manche Dinge tut man einfach mal. Etwa von Greifswald bis nach Plauen zu fahren, um Hans Söllner live zu sehen. Aber was soll man tun: Der Mann tritt hier einfach nicht auf. Ob er nicht will oder ihn keiner einlädt – ich weiß es nicht. Also fährt man halt mal nach Plauen.

 

Ja: Hans Söllner, bayrischer Rebell und Prediger für die Freigabe vom Marihuana, und seine Band Bayaman’Sissdem spielen im Malzhaus. Ich habe   immer wieder von diesem Ort gehört, war aber noch nie dort.  Ja, es ist  beeindruckend, was hier aufgebaut wurde, wie dieses Gebäude aus dem Mittelalter wieder mit Leben gefüllt wird. Von einem Programm wie dort kann man zumindest in Greifswald nur träumen. Dabei ist Plauen nicht größer als Greifswald und hat mit einem massiven Einwohnerschwund zu kämpfen. Aber selbst der Wirt  der Pension meinte nur: Ach, sie wollen ins Malzhaus? Von einer deratigen Verkankerung eines Kulturzentrums in das Leben einer Stadt kann man in Greifswald wohl auch nur träumen…

Zehn vor acht es geht los, die Band ist super drauf, der Sound  ist gut. Söllners Lieder kennt man. Die letzte Platte erschien auch schon vor einiger Zeit. Aber wie gesagt: Bayaman‘ Sissdem macht wirklich Spaß und schafft es, auf die Spontanität des Künstlers zu reagieren. Auch wenn man die Lieder schon oft gehört hat, werden sie davon nicht schlechter. Aber manchen Song hab ich wahrscheinlich einmal zu oft gehört. Und dann Söllners Predigten – ich weiß nicht, wer die braucht. Ich jedenfalls nicht. Ich kann Söllners Verbitterung über das, was er als Hetzjagd empfindet, gut verstehen. Aber irgendwie ist das ständige Drauf-Herum-Hacken, dass man verfolgt wird, nicht wirklich produktiv. Seine Aufrufe zum Widerstand gegen Alles und Jeden gingen mir irgendwann nur noch auf die Nerven. Dabei geht es weniger um das, was er sagt, sondern wie er es sagt. Aber so ist der Hans halt. Zur Forderung, Marihuana freizugeben, kann mann stehen wie man will. Aber es genügt, das in einem Konzert einmal zu fordern.  „Edektraut“ als Lied hätte dafür auch gereicht – das ist ein tolles Lied, was die Sache auf den Punkt bringt. Was bleibt in der Erinnerung?  Ein toller Abend mit einer guten Band. Aber insgesamt weiß ich nicht, was ich denn von dem Konzert halten soll.

PS.: Gehört nicht in eine Konzertkritik. Wer vor dem 12.9.2010 nach Plauen kommt sollte sich die Ausstellung Finale Plauen 45 im Voglandmuseum über die Zerstörung Plauens anschauen. Das Programm dazu findet sich im Link im Anhang. Der Besuch lohnt sich unbedingt.