Gibt’s eigentlich noch fahrende Bluesmen, die von Ort zu Ort ziehen und ihre Musik spielen? Hier in Europa hätte ich das kaum erwartet. Doch dann fand ich den Socalled Preacher im Internet.
„Ich bin der Socalled Preacher, wie die in der Vergangenheit, die quer durchs Land reisten mit der Gitarre als einzigem Gepäck und Liedern als Gebet“, fängt er seine Vorstellung auf seiner Homepage an. Als Kind lernte er mit der Gitarre gleichzeitig den Blues kennen. Besonders der emotionale Aspekt dieser Musik ließ ihn nicht mehr los: In den Liedern schwingt eben alles mit: Zynismus und Schicksal, die ganze Tragödie der Menschen (und auch das Glück und die Freude, aber die erwähnt der Preacher nicht).
Beruflich ist er eigentlich ein Soundingeneur, wo er jede Menge verschiedenster Musiker und Veranstaltungen gesehen hat. Als Bluesman geht’s ihm jetzt aber darum, vor allem die ländlichen Wurzeln des Blues vorzustellen: von New Orleans über die Juke Joints in Mississippi über Nashville und den westlichen Ecken der USA bis hin zu den karibischen Varianten des Blues.
In einem langen Trip entlang des Mississippi hat er im letzten Jahr die Ursprungsgebiete des Blues besucht, reiste von New Orleans entlang des Mississippi bis hin nach Memphis. Dabei besuchte er solche „Wallfahrtsorte“ wie Tutwiler, wo Sonny Boy Williamson herstammt, die Beale Street in Memphis, die Cajuns in Louisiana. Darüber hat er eine Bildreportage auf seiner Myspace-Seite veröffentlicht, die eine ganze Menge vom Geist des Südens, wo der Blues zu Hause ist, atmet.
Den verspürt man auch in seiner Musik, wenn er alte Spirituals wie „Joshua faught the battle of Jericho“ oder „Go tell it on the mountain“ singt oder auch Songs von Blind Willie Johnson, wenn er alte Gedichte vertont oder sich bei Texten von Freunden „bedient“. Hier ist einer, der alle Einflüsse aufnimmt und in seinen Blues wiedergibt. Begleitet wird er bei den meisten Aufnahmen von Abel Chaffaï (Bass), Pico (Trombone) und Schlagzeuger Eric Maunoury.