Frauen am Saxophon? Spontan sind mir da nur zwei Musikerinnen eingefallen: Candy Dulfer mit ihrer Mixtur aus Funk und Popjazz und die (ost-)deutsche Tina Tandler, die damals in den 80ern mit der Band von Lutz Kerschowsky bekannt geworden war und heute mit eigenen Projekten durch die Lande tourt. Wenn man im Lexikon nachschlagen würde, dann würde man wahrscheinlich noch andere Frauen entdecken, die sich dem Saxophon gewidmet haben. Aber auch so sollte man die Liste um Shirley Jackson ergänzen. Das aktuelle Album der Kanadierin „When The Money‘s All Gone“ ist eine Sammlung von Klassikern des Rhythm & Blues und eigenen Songs zwischen Rock & Roll und Swing.
Jump Blues & Swing: röhrende Bläser, zum Tanzen zwingende Grooves, Ausflüge in Jazz und Swing – es gibt Platten, die kann man kaum beim Stillsitzen hören. Sie zwingen zu rhythmischen Bewegungen, wollen mit aller Gewalt die Party in Gang bringen. Und es gibt eigentlich viel zu selten solche Veröffentlichungen heutzutage, die sich nicht allein auf die Reproduktion von klassischen Nummern beschränken. Shirley Jackson, die schon seit 1995 mit ihren Good Rockin Daddys durch die kanadische (und zwischenzeitlich auch die kalifornische) Szene tourt, hat für ihr drittes Album Songs ausgewählt, die im derzeitigen Live-Repertoire geprobt und für gut befunden wurden. Da finden sich jede Menge lustige Rocker wie „Yo Yo Baby“ oder „Skiddy-Wo“. Aber daneben zeigt sie mit „echten“ Bluesnummern wie „The Best I Ever Head“, in dem sie sich selbst Vorwürfe macht, den verflossenen Partner ziehen gelassen zu haben, dass sie eben keine reine Party-Musikerin ist, sondern man sie ebenso als eine der tiefgehenden Songwriterinnen ernst nehmen sollte. Doch vor allem ist sie eine Bandleaderin, die auch ihren Kollegen (vor allem Gitarrist Marc Doucet aber auch der mit zwei weiteren Saxophonen und einem Trompeter besetzten Hornsection) ausführlichen Platz für Solos einräumt. Und das macht das Album extrem vielseitig und spannend.