Romance Sentimentale ist ein Kurzfilm, den Sergei Eisenstein und Grigori Alexandrov 1930 veröffentlichten. Es ist eine filmisch-musikalische Montage über die Einsamkeit. Lediglich der Gesang von Mara Griy nutzt das Medium des Tonfilms aus.
Wo beginnt eigentlich die Kunstform, die wir heute als Musikvideo bezeichnen? Sicherlich nicht (oder zumindest nicht nur) bei den frühen Filmmusicals oder Musikfilmen. Denn diese gehen ja von der Bildwelt der Bühne oder des Films aus und nutzen nicht die Möglichkeiten, die eine direkte bildsprachliche Umsetzung musikalischer Themen bieten.
Diese finden sich aber auch schon in der Frühzeit des Films wie etwa bei Eisensteins „Romance Sentimentale“. Grundlage des nur 20 Minuten kurzen Streifens ist eine Komposition von Alexis Arkhangelsky, die sich stark an die russische Romantik anlehnt. Dazu montiert Eisenstein Bilder von Meeresbrandung und fallenden Bäumen die langsam übergehen in die Szenerie der Sängerin Mara Griy in ihrem herrschaftlichen Salon. Doch auch ihr Gesang – eine tragische Romanze, wird immer wieder von Naturbildern und Effekten gebrochen. Auch die Skulpturen von Rodin, in Szene gesetzt mit Feuerwerk illustrieren die Komposition. Wenn man den Streifen in das Gesamtwerk Eisensteins einsortiert, dann merkt man, wie sehr er von seinen politisch-dadaistischen Montagen hin zu einem mehr persönlichen und reflektierenden Stil gekommen war. Schon der Film über die Oktoberrevolution war ja von der sowjetischen Führung als zu abgehoben und für die Massen untauglich verworfen worden. Romance Sentimentale, entstanden in Frankreich, ist trotz der russischen Seele, noch weiter entfernt vom sozialistischen Realismus, der von Stalin gefordert wurde.