Auch mit seinem zweiten Album „Pick Your Poison“ beweist Selwyn Birchwood erneut, dass er zu den aufregendsten jungen Gitarristen und Songschreibern im Blues heutzutage gehört. Musikalisch vereinbart er auf dem Album alles vom archaischen Fife & Drum Sound über Gospelklänge bis hin zu schneidenden Gitarrensolos und trockenem Funk mit einer gehörigen Dosis Humor.
Ob er die Lap Steele spielt, ob normale Slide oder andere Gitarren: Selwyn Birchwood beherrscht sein Instrument wie kaum ein Zweiter. Aber das war schon bekannt. Nicht umsonst hat ihn Alligator nach seinem Sieg bei der International Blues Challenge unter Vertrag genommen.
Viel wichtiger ist aber: Birchwood ist ein Songschreiber und Geschichtenerzähler, wie sie in der aktuellen Musikszene quer durch alle Genre selten geworden sind. Er erzählt über das Leben der arbeitenden Menschen voller Mitgefühl. Er macht sich über eigene und fremde Schwächen lustig, ohne jemanden zu verletzen. Und er wird regelrecht wütend, wenn er über oftmals rassistische Polizeigewalt in seiner Heimat singt. „Pick Your Poison“ ist mit seinen 13 Songs damit eine Art musikalischer Reportage aus dem Amerika von unten.
Dadurch, dass Birchwood seine Geschichten in so mitreißende Musik packt, ist sein zweites Album gleichzeitig noch eines der empfehlenswertesten Bluesalben des Jahres 2017. Und Blues meint hier definitiv nicht, das ewige Wiederholen von Riffs und Phrasen sondern eine wilde Mixtur aus allen Quellen schwarzer Musik. Da endet der swingende Titelsong im Jazz, trifft Bluesrock auf Drum & Fife Musik, Gospelchöre auf jublilierende Gitarren.
Wer dieses Album nicht anhört, verpasst ein echtes Meisterwerk! Und diesen Begriff verwende ich sonst eigentlich niemals.