Deutsche Bluesgitarristen, die auf absolutem Weltklasseniveau spielen? Ganz klar gehört der Osnabrücker Jimmy Reiter in diese Liga. Und auf „Told You So“, seinem zweiten Soloalbum kann man ihn auch noch als tollen Songschreiber entdecken.
Nach dem tollen Interview, dass Torsten Rolfs mit Jimmy Reiter zu seinem neuen Album geführt hat, fiel mir erst mal nichts mehr ein, was ich zu dieser Scheibe noch sagen müsste: Blues von einem anderen Stern ist eine ziemlich hochgestochene Behauptung, aber mal ganz nüchtern gesagt: Jimmy Reiter gehört zu der Liste von deutschen Bluesgitarristen, die meiner Meinung nach Weltstars sein müssten. Hier trifft er sich mit Kai Strauss, Henrik Freischlader (ok, der ist schon weltweit eine echte Hausnummer), Peter Schmidt (East Blues Experience) und Dr. T. Abgesehen von Freischlader und Schmidt sind das Leute, die sich keinen Deut um irgendwelche Rockismen scheren und stattdessen elektrischen Großstadtblues vom Feinsten zelebrieren und in ihren Solos nicht mit ihren technischen Fertigkeiten prahlen sondern statt dessen die Kunst des Weglassens perfektionieren. Also Traditionen, die bis zum großen B.B. King, zu Lonnie Johnson und anderen Großmeistern zurück gehen.
 
Auf „Told You So“ verweist Reiter bei den Coverversionen auf noch andere Vorbilder: auf Luther „Snake Boy“ Johnson, Luther „Guitar Junior“ Johnson und den großen Willie Dixon. Die anderen Stücke hat er selbst oder in Zusammenarbeit mit seinen Gästen Kai Strauss und Doug Jay geschrieben. Und die sind durch die Bank weck toll und entsprechen so gar nicht der reinen Herzschmerz-Klischee des Blues. Klar: Reiter ist kein politischer oder predigender Botschafter, seine Songs sind die kleinen Geschichten aus dem Alltag, genauso lustig, traurig oder einfach mitreißend.
 
„Told You So“ ist vier Jahre nach dem Debüt ein Album geworden, das den Weg in jede ordentliche Bluessammlung finden sollte. Und Jimmy Reiter ist mit seiner Band wirklich ein Musiker, der den Weg in die große Welt machen könnte. (Pogo Pop/Membran)