bingham tomorrowlandMit „The Weary Kind“ für den Soundtrack von „Crazy Heart“ wurde der Songwriter und Ex-Rodeo-Reiter Ryan Bingham über die Kreise der Americana-Liebhaber hinaus bekannt. Mit „Tomorrowland“ startet Bingham jetzt ganz eigenständig durch: mit eigener Plattenfirma, ohne seine Band The Dead Horses und einem Album, das man als „Missing Link“ zwischen Americana und Punk betrachten könnte.

Ok, hier ist eine zutiefst angepisst von der Welt, von den Zeiten, vom fehlenden Geld. Und er will drüber predigen. Anders kann man das kaum bezeichnen, was Ryan Bingham auf „Tomorroland“ tut: Predigen aus tiefstem Herzen als Bekenntnis und Seelenstriptease. Aber eben auch als Versuch, die Hörer mitzunehmen und sie aufzurütteln und in eigene Bewegung zu versetzen. „Rising of The Ghetto“ ist schon fast ein Aufruf zur Revolution, musikalisch irgendwo in der Nähe von Kris Kristofferson, textlich schon fast selbstgerecht zu nennen. Aber letztlich: Wer angepisst ist, wer wütend ist und davon singt, von dem sollte man keine ausgewogene Analyse erwarten. Der knallt einem lieber die Brocken ins Gesicht. Das ist Punk. Und es ist aber ebenso auch dem Erbe der Outlaw-Cowboys angemessen.

Andere Stücke auf „Tomorrowland“ versetzen einen musikalisch in die Gefilde zwischen frühem Bruce Springsteen und dem jungen Ryan Adams. Manchmal haut auch noch die Vehemenz von Jack White dazwischen und der Honkytonk-Rockabilly in der Nachfolge von Johnny Cash. Und man merkt, dass Bingham in letzter Zeit eine Menge Musik der 70er Jahre gehört hat zwischen Hendrix und The Clash. Und damit ist das Album nicht das typische Country-Werk dass sich manche Fans sicherlich erwarteten. Aber es so wie Springsteens „Wrecking Ball“ oder Dylans „Tempest“ eines der Rockalben, die dieses Jahr 2012 genauso gut auf den Punkt bringen wie die ganze Geschichte der Jahre vorher. Unbedingt reinhören!

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