Als Jugendliche begegnete Rory Block dem Bluesman Mississippi Fred McDowell. Mit ihrer aktuellen CD "Shake 'Em On Down" würdigt sie den großartigen Gitarristen und Geschichtenerzähler.
Tribute-Alben sind immer eine zweiseitige Angelegenheit. Denn einerseits lenken sie das Interesse auf die gewürdigten Personen und ihr Werk. Und gleichzeitig reizen sie unwillkürlich zu Vergleichen zwischen dem Gewürdigten und demjenigen, der hier einen musikalischen Tribut zollt.
Wenn Rory Block sich dem Werk von [[Mississippi Fred McDowell]] widmet, dann ist das ein durchaus gerechtfertigter Tribut. Hat sie doch als Jugendliche mehr als ein Wenig von dem eigensinnigen Gitarristen ("I Don't Play No Rock 'n' Roll!") gelernt. Andererseits setzt die Sängerin mit dem aktuellen Album eine Serie von Würdigungen für die Väter des Mississippi-Blues fort. Zuletzt hatte sie sich hier die Lieder von [[Son House]] und Robert Johnson neu interpretiert.
Die Höhepunkte von "Shake 'Em On Down" sind allerdings nicht Blocks Interpretationen von McDowells Songs, sondern Stücke wie das autobiografische "Mississippi Man", wo sie ihre Begegnung mit dem Mentor beschreibt oder der Opener "Steady Freddy", wo sie zeigt, wie sie seinen Gitarrenstil inzwischen zu ihrem ganz eigenen gemacht hat. Bei den sieben McDowell-Stücken handelt es sich nicht unbedingt um die bekanntesten Nummern (so fehlt etwa das durch die Stones berühmt gemachte "You Gotta Move"). Doch wenn sie Lieder wie "Kokomo Blues" oder den Titelsong interpretiert, kann man nachfühlen, warum Rory Block heute als eine der wichtigsten Interpretinnen des Country Blues gilt: Ganz sicher ist sie eine der besten akustischen Gitarristinnen, die es derzeit in dieser Welt gibt.
Wenn man dem Album etwas vorwerfen will (was nicht nötig ist), dann ist das Rory Blocks Gesang. Während sie auf den sechs Saiten eine Meisterschaft erreicht hat, die keine Vergleiche zu scheuen braucht, ist ihr Gesangsstil irgendwo bei dem weißen Mädchen aus New Yorker Folkzirkeln stehen geblieben: Hier fehlt den Liedern einfach die schiere Kraft, die sie bei ihrem Mentor einfach durch seine stimmliche Präsenz hatten. Aber diesen Vorwurf könnte man ebenso auch in einen Vorteil umdeuten: Die sexuell aufgeladenen Texte der urtümlichen Mississippi-Deltas erhalten so eine Unschuld und Zerbrechnlichkeit, die sie in einem ganz neuen Licht betrachten lassen.