Okay, die gediegene Größe eines Sparkassen Foyers hat das Kulturzentrum Schlachthof nicht, dafür aber die unnachahmliche Atmosphäre eines Live-Clubs. So war dann auch das ausverkaufte Konzert von Fanfare Ciocarlia von intensiver Dichte, die diese kraftvollen Balkan-Beats der Männer aus Rumänien nachhaltig unterstütze. Die gut 200 Besucher vor Ort ließen sich schnurstracks von den treibenden Beats anstecken und tanzten in der Schwüle des Events was das Zeug hielt.

Ahnend was der Abend bringen würde, wurden an der Kasse zusammen mit den Eintrittskarten auch Ohrstöpsel angeboten. Nicht wenige Besucher nahmen dies Angebot an. Begannen die Mannen aus Rumänien dann zwar noch gediegen majestätisch wie eine KUK-Lipizzaner Quadrille, nur die Herren M. Trifan (Tuba), C. Cantea (Tuba), L. Ivancea (Bariton Horn) und C. Calin (Tenor Horn) ließen die tiefen Töne ihrer Bleche über die Bühne tänzeln, wurde es mit jedem neu dazu kommenden Musikanten, P. M. Bulgaru + C. Trifan Trompeten, R. Lazar + C. Trifan Trompeten und Gesang, O. Ivancea Klarinette und Altsaxophon, D. Ivancea Altsaxophon sowie den Trommlern C. Ursu und N. Ionita nicht nur auf der Bühne voll, sondern auch atmosphärisch dicht. Der Druck im Kessel stieg rasant an und mit ‚tatü-tata‘ gab es eine rasante, fast 100 Minuten dauernde, Hatz durch die Walachei.

Immer wieder hieß es Tempo – Tempo – Tempo und das begeisterte Publikum wich dabei kein Handbreit zurück. Immer wieder griffen die Melodien der Trompeten und Saxophone in die Rhythmik der Tuben und Hörner. Immer wieder ein Ringen und Raufen, welches durch das Singen nur noch interessanter und hörenswerter wurde. Die einzelnen Soli über diesen quirligen kleinen Noten der anderen waren immer auf’s Neue atemberaubend.

Dabei zeigte sich, das die Fanfare Ciocarlia keineswegs aus einer weltabgewandten Gegend Europas kommen, wo es weder Strom noch fließend Wasser gibt, geschweige denn Unwissenheit um moderne westliche Musik. Immer wieder ließen die Herren geschickt Zitate aus der Pop-Musik, wie z.B. von Grace Jones oder Broadway-Standards wie ‚Summertime‘ in ihre Kompositionen einfließen, aber immer, um sie mit viel Paprika und Knoblauch scharf zu machen.

Das die Zugaben dann unterhalb der Bühne im Auditorium gespielt wurden kam bei den Besuchern besonders gut an, zeigte es doch den Marching-Band-Aspekt und ursprünglichen Straßenmusik-Charakter der Gruppe. Ob man dabei allerdings mit dem Sammelhut umher gehen muss und damit Assoziationen an eine ungeliebte Hütchenspieler Mentalität erweckt, bleibt aber zweifelhaft. Auch sollten die Herren durchaus den ausgewiesener Maßen guten technischen Kenntnissen der Haustechniker des Kulturzentrum Schlachthof vertrauen und ihren eigenen Soundengineer nicht überschätzen; nicht nur die Gesangstimmen wären dabei deutlich im Vorteil.

Fazit: auch der 3. Tag bot Weltmusik auf allerhöchstem Niveau. Balkan Beats voll Saft und Kraft stellten das anspruchsvolle Publikum vollauf zufrieden. So kann’s weitergehen!