Robert Pete Williams (Foto: Fat Possum Records)Profiliertester Country-Blues-Musiker Louisianas ist der 1914 in Zachary geborene Robert Pete Williams. Zwanzigjährig baut er aus einer Zigarrenkiste seine erste Gitarre und bringt sich selbst das Spielen bei. Bis in die fünfziger Jahre tritt er in seiner Freizeit in der Gegend um Zachary und Baton Rouge bei Tanzveranstaltungen, Parties und anderen Gelegenheiten auf, um sich etwas Geld hinzuzuverdienen.

1956 muss er eine lebenslängliche Strafe wegen Mordes im berüchtigten Angola State Penitentiary antreten. Er hatte in Notwehr in einer Kneipe einen Mann erschossen, der ihn (offenbar aufgrund einer Verwechslung) umbringen wollte. 1958 besucht der Folkloreforscher Dr. Harry Oster das Gefängnis, um nach Beispielen der Volksmusik Louisianas und nach deren Interpreten zu suchen. Auf den Gefängnisfarmen, in der totalen Isolierung von der Außenwelt, hatten sich relativ ursprüngliche Kulturformen erhalten, da hier noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts sklavereiähnliche Zustände herrschen. Oster findet eine Reihe von Musikern und nimmt sie auf. Von Williams ist er seines unglaublichen Ausdrucksvermögens wegen tief beeindruckt. Auf Osters kleinem Plattenlabel Folk Lyric wird die LP „Angola Prisoner’s Blues“ veröffentlicht. Williams wird damit in breiten Kreisen bekannt.

Seine Blues sind stark vom Leben im Gefängnis und der Sehnsucht nach Freiheit geprägt. Die Bemühungen Dr. Osters führen 1959 zur Begnadigung von Robert Pete Williams. Er wird zu einem Farmer in Denham Springs gebracht, für den er nun arbeiten muss. Im Grunde genommen ändert sich damit für ihn nicht viel, denn seine Bewährungsauflagen sind sehr hart. 1964 erfolgt dann der endgültige Freispruch, und noch im gleichen Jahr tritt er erstmals vor großem Publikum beim Newport Folk Festival auf. Als Mitglied des AFBF 1966 kommt er nach Europa.

Mit der Veränderung seines Gesichtsfeldes erweitert sich auch der Themenkreis seiner Blues. So drückt er im 1970 aufgenommenen „Vietnam Blues“ den Unwillen seiner Landsleute aus, in das fremde Land geschickt zu werden. Auch in den siebziger Jahren ist er mehrmals in Europa, tritt auf großen Blues- und Folklorefestivals in den USA und Kanada auf und produziert eine Reihe sehr guter Schallplatten. Trotz dieser Erfolge kann er mit der Musik nicht den Lebensunterhalt für seine Familie sichern. Bis zu seinem Tode im Jahre 1980 arbeitet er deshalb als Schrotthändler.