Was passiert, wenn vier Italiener, weit gereist und in den verschiedensten Bands geschult, für paar Monate in New Orleans verbringen, um den Geist der Musik in sich aufzusaugen? Bei der RGBand führte das zu einer aufregenden Mixtur aus Blues, funkigen Klängen und Rootsrock, wie man auf ihrem aktuellen Album „Right Now“ nachhören kann.

Der Anfang ist schon mal gut und deftig: „Bunch of Stuff“ ist eine Bluesnummer mit einem Groove, der so gar nicht nach der im Song erwähnten Uhrzeit von vier Uhr morgens klingt. Doch manchmal sind es die absurdesten Zeitpunkte, wo man dazu kommt, über den ganzen Haufen Zeug nachzudenken, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben. Das stoisch dahinjagende Gitarrenriff (Stefano Pagotto) und vor allem auch das wilde Harpsolo von sänger Riccardo Grosso formen sich zu einem großartigen Song.

Musikalisch geht es bei der italienischen RGBand allerdings wesentlich vielseitiger zu. Das macht schon das nächste Lied auf dem Album klar: „Dog Me Down“ ist eine melancholische Latin-Nummer. Und „The Tiki Bar Is Open“ von John Hiatt (neben Charlie Musselwhite‘s „Feel It Your Heart“ das einzige Cover der Scheibe) swingendes Lounge-Feeling auf, bis dann die Harp einsetzt und den Blues zurück bringt. Dann gibt es auch noch Ausflüge in den Reggae („Walk Away From Me“), beim Instrumental „Kick The Cop“ in Thriller-Sounds der 70er Jahre und als Bonus mit „High Water“ noch einen feinen akustischen Blues als Erinnerung an die Überflutung von New Orleans nach Katrina. Die elektrische Version des Stücks mit seiner melancholischen Gitarre und dem verschleppten Rhythmus kann hier in der Intensität komischerweise nicht mithalten.
Man hört „Right Now“ an, dass die Band die Stücke live innerhalb von nur zwei Tagen eingespielt haben: Spielfreude, Druck und spontane Solos bleiben lebendig und reißen direkt mit. Zum Glück scheint sich dieses traditionelle Verfahren in der Blues- und Soulszene in der letzten Zeit wieder durchzusetzen. Denn die „Segnungen“ der Technologie haben dieser Musik in den letzten Jahrzehnten viel von ihrer Direktheit und Spontanität geraubt.

Nicht nur Pagotto und Grosso sind großartige Musiker, die nicht nur in ihrer italienischen Heimat sondern auch im Mutterland des Blues in den verschiedensten Besetzungen unterwegs sind. Auch Bassist Massimo Fantinelli und Schlagzeuge Marco Manassero sind in den verschiedensten Stilen ein absolut eingespieltes Dreamteam.

Man kann sich eigentlich dem Fazit von Charlie Musselwhite nur anschließen, der im Pressematerial zu „Right Now“ mit „That‘s Tremendous!“ zitiert wird. Das ist ein vielseitiges und in jeder Minute überzeugendes und faszinierendes Album. Und die RGBand wird auf jeden Fall auf unserer „Watchlist“ bleiben.