In einer Zeit, wo die Kunst nur noch aus Zitaten vergangener Zeiten zu bestehen scheint, wählt der aus St. Louis stammende Singer/Songwriter den konsequentesten Weg: Sein aktuelles Album "Middle of Everywhere" präsentiert sich vollständig im Stil der 20er bis 40er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Bevor die Verbreitung des Rundfunks und der Schallplatte als Massenmedien das Phänomen der Popmusik im heutigen Sinne begründeten, konnte man am Stil von Musikern deutlich feststellen, aus welcher Region sie stammten. Die Bluesmen des Mississippi-Delta spielten völlig anders als die Stringbands von St. Louis oder Memphis. Von den Musikern in New Orleans oder New York ganz zu schweigen. Doch gerade die Verbreitung der verschiedenen Spielweisen und Stile über alle Welt förderte letztlich die Entstehung globaler Stile, die man heute als Blues oder Jazz bezeichnet und die in sich die Wurzeln verschiedenster Regionen tragen.
Heute machen sich die wenigsten Künstler noch konsequent Gedanken über die Herkunft ihrer Musik. Einer von denen, denen solche Überlegungen wichtig sind, ist Pokey LaFarge. Wenn er mit seiner South City Three musiziert, dann vermischt er zwar diverse Stile, doch sind das alles welche, die in der gegenwärtigen Popmusik höchstens als Kuriosität am Rande zitierfähig sind: Country-Blues, Ragtime, Western Swing – das sind die Koordinaten, in denen er seine Geschichten aus der amerikanischen Gegenwart des 21. Jahrhunderts erzählt. Und das erweist sich als äußerst wirksam. Denn die scheinbare Altertümlichkeit der Songs weckt die Aufmerksamkeit auf die Geschichten, die in ihnen transportiert werden. Ähnliche Ansätze haben wir in derartiger Konsequenz in letzter Zeit höchstens von dem herrlich durchgeknallten C.W. Stoneking gehört. Allerdings ist LaFarge wesentlich eleganter in seiner Musizierweise und bringt damit seine Herkunft aus St. Louis ins Spiel. Denn dort hatte der Ragtime seinerzeit die Entwicklung zum Jazz hin mit eingeleitet. Und das auf eine elegante und großstädtisch kultivierte Weise.