Berlin, Gendarmen Markt: zwei Dome ein Schauspielhaus. Eigentlich nicht der Ort, wo ich ein Jazzkonzert erwarten würde. Oder gerade? Es ist genau der Ort, wo dieses Konzert am 27. Februar 2016 hingehört, in den Kirchsaal der französischen Friedrichstadtkirche, der Heimstatt der Hugenottengemeinde. Die von Flüchtlingen des 18. Jahrhunderts erbaute Kirche ist noch immer als solche zu erkennen. 

Phoenix, der der aktuellen Platte von Beatrix Becker und diesem Konzertabend den Namen gab, steigt in der alten Sage aus der Asche. An dieser Geschichte entwickelt sich die Platte und der Konzertabend. Die drei mutigsten Cellisten Berlins (so Beatrix Becker), Gregor Fuhrmann, Sebastian Rateau und Sebastian Selke bildeten gemeinsam mit der Komponistin, die abwechselnd an Flügel und Bassklarinette zu hören war, das ungewöhnliche Instrumentarium des Abends.

Die Musik funktionierte hier anders als auf der Platte. Aber wer will schon ein Album eins zu eins umgesetzt im Konzert hören? Ich jedenfalls nicht. Die Mischung aus Klezmer, Tango, Jazz und klassischen Einflüssen verzaubert und berührt auch im Französischen Dom. Musikalisch werden die Stücke des Albums hervorragend gespielt. Und sie behalten bei aller Virtuosität ihre Seele – was ja leider nicht selbstverständlich ist. Daneben spielen Frau Becker und ihre Musiker auch Stücke von ihren bisherigen drei Soloalben.

Der Wechsel zwischen den Instrumenten und die Virtuosität auf ihnen macht klar: Beatrix Becker hat als Leiterin ihrer Band Bassa, in der sie die Klarinette spielt, eine Menge Konzerterfahrungen gesammelt. Zwischen den Stücken erzählt sie, auch die Geschichte von Alice im Wunderland, reagiert auf das Publikum und bittet im zweiten Teil des Konzertes alle die auf die Bühne, die ihr bei der Produktion der CD geholfen haben. Hier wird deutlich, wie viel Aufwand damit verbunden war. Und dann singt sie sogar noch mit dem Publikum. Oder besser gesagt: Sie spielt die Klarinette, und das Publikum singt. Das Wagnis gelingt und ist ein schöner gemeinschaftlicher Ausklang des Abends.

Eine schöne Geste sei noch am Rande erwähnt: An diesem Abend durfte jeder selbst entscheiden, wie viel er für die CDs und für die zusätzlich angebotenen Grafiken bezahlen wollte.