CoverGerne wird Philip Sayce als Shooting Star in der Gilde der Bluesrock-Gitarristen gefeiert. Doch die Blueswurzeln sucht man auf seinem aktuellen Album "Steamroller" (VÖ: 27.02.2012) vergebens. Die Scheibe ist eindeutig Hardrock/Metal im Stile der 70er Jahre.

Irgendwann tauchte die lange unwidersprochen gebliebene Aussage auf, Weiße könnten keinen Blues spielen. Für mich liegt einer der Gründe dafür in der Gilde der jungen weißen Gitarristen, die zwar technisch in der Lage wären, Blues zu spielen die aber dennoch eigentlich Rocker sind. Genauer gesagt: Led Zeppelin konnten Blues spielen. Doch die zahllosen Nachahmer kopierten bloß deren Härte und sorgten dafür, dass die Rockmusik – besonders der Hardrock/Heavy Metal – irgendwann eine bluesfreie Zone wurde. AC/DC waren mal eine wirklich gute Bluesrock-Band. Und selbst bei Motörhead kann man die Wurzeln noch erahnen. Doch heute werden von Fans und Kritikern technisch brilliante Gitarristen vorschnell in die Riege der Bluesrocker geschoben, sobald in ihren Stücken auch nur von ferne eine Bluesskala herauszuhören ist. Das ist eine Marketing-Masche, die mich wirklich ärgert.

Wie man etwa auf die Idee kommen kann, Philip Sayce als Bluesrocker zu bezeichnen, erschließt sich mir beim Hören von "Steamroller" in keiner Weise. Und auch die Vergleiche zu Walter Trout. Nichts gegen seine Qualitäten als Gitarrist. Auch nichts gegen ihn als Sänger. "Steamroller" ist eindeutig ein Hardrockalbum mit Metal-Anklängen im Stil der 70er Jahre. Hier ist kein Blues zu erkennen. Noch nicht mal in fernen Andeutungen am Horizont. Und seien wir ehrlich: "Steamroller" ist noch nicht einmal ein wirklich gutes Hardrockalbum.

Klar: Die Scheibe rockt ordentlich. Die Grooves sind deftig. Aber durch die Produktion wurden sämtliche vielleicht vorhandenen Nuancen der einzelnen Lieder gnadenlos in Richtung eines düster stampfenden Soundeinerleis zermatscht. Nur ein Titel hat für mich einen Erinnerungswert. Und der heißt "Beautiful". Das ist eine amtliche Rocknummer, deren Riffs ins Ohr gehen und wo der Gesang aus dem Einerlei heraussticht. Den Rest hätte ich mir gern erspart.