Pianorock war mal cool. Damals als Elton John noch nicht nur über tote Blondinen sang. Dann war ne Weile tote Hose. Und dann kam Ben Folds. Jetzt ist wieder ne Menge gute Musik auf den schwarzen und weißen Tasten zu hören. Paddy Milner ist einer der witzigsten Vertreter des neuen Blues- und Rockpianos.
Die Geschichte von Bob (Based on a true story) ist zu schräg, um sie wirklich zu erfinden. Ein Gig ist gebucht. Doch der Van ist geklaut. Schnell lässt sich die Band dann auf einen Deal ein, um ja das Konzert nicht zu verpassen. Doch dann wird man plötzlich von der Polizei verfolgt und gestellt. Der Van war geklaut. Lediglich die Tatsache, dass der eigene Van zurückgekauft war, ist erfunden.
Paddy Milner, geboren 1980, bringt in die Pianoszene der Gegenwart einen Ton ein, den Norah Jones oder auch Jamie Cullum nie erreichen werden. Hier ist ein gepflegter Lounge-Jazz zu hören sondern das volle Brett Boogie und harter Blues. Und es werden Geschichten erzählt, die auf Alben passen, die dann You Think You’re So Damn Funny heißen. Schon von seinem Vater her, einem Blues-Pianisten, wurde er mit Musik zwischen Otis Spann und Jerry Lee Lewis, erzogen. Und dies hört man mit jeder Note. Nicht Cullum oder Jones sind die gegenwärtigen Vergleichspunkte sondern eher der Pianopunk des frühen Ben Folds. Oder eben die Klassiker des Boogie. Schon als neunjähriger Junge trat er mit lokalen R&B-Bands auf, unter anderem in der des Gitarristen Robbie McIntosh, der auch schon mit Norah Jones, Paul McCartney und den Pretenders gearbeitet hat.
Schon sein mit 19 veröffentlichtes 1. Album 21st Century Boogie machte ihn in der Bluesszene nicht nur im Vereinigten Königreich bekannt. Der Durchbruch in künstlerischer Hinsicht kam dann mit „Walking on Eggshells“. Hier lässt er sämtliche musikalischen Vorlieben in eigene Songs einfließen. Und Texter Pete Brown (Cream!) schreibt für etliche Titel die Texte. Es folgten erste Plätze in der Hitparade selbst in Frankreich und Festivalauftritte in ganz Europa. „Based on a true story“, sein aktuelles Album setzt diese Geschichte auch musikalisch fort. Das ist nicht der reine Blues- und Boogie-Sound sondern ein höchst aktuelles und gleichzeitig wunderbar altmodisches R&B- und Rockalbum. Mit einer der skurilen Geschichten, wie sie der Alltag als Musiker so schreibt.
Hier noch ein Tip: Es lohnt sich wirklich, sich die Homepage von Milner genauer anzusehen.