grave_spannMit seinem Klavierspiel prägte er die klassische Zeit der Muddy-Waters-Band zwischen 1953 und 1969. Als Solist wurde er leider nicht so bekannt. Schuld daran ist auch sein früher Krebstod 1970 gewesen.

Es gibt wenige Musiker, die die Musik einer bestimmten Zeit und Region vollkommen prägen. Für den Chicago-Blues der Nachkriegszeit ist das sicherlich Willie Dixon gewesen. Als Bassist, Songschreiber und Talentsucher kann man ihn nicht überschätzen. In der gleichen Zeit war es als Pianist Otis Spann, der so ziemlich auf allen wichtigen Bluesplatten der Zeit in Chicago mitgespielt hat.

Geboren wurde Spann am 21. März 1930 in Jackson, Mississippi. Seine Eltern waren beide musikalisch veranlagt. So spielte sein Vater aus Liebhaberei Piano während seine Mutter als Gitarristin mit Memphis Millie Lawlars unterwegs war. So begann er schon als 8jähriger mit dem Klawiespiel. Mit 14 gehörte er schon zu verschiedenen Bands in der Gegend von Jackson. Und als er 1946 nach Chicago zog, nahm ihn der Pianist und Star des Vorkriegsblues Big Maceo Merriweather unter seine Fittiche. (Nach anderen Quellenangaben zog er 1947 nach dem Tod seiner Mutter nach Chicago und arbeitete zunächst im Straßenbau.) Schon bald fand er unter seinem Namen Auftrittsmöglichkeiten in den Clubs der Stadt.

Doch dann kam das Jahr 1952. Muddy Waters holte ihn in seine Band, die den Chicago-Blues so richtig definierte. Dort blieb er bis 1968 und spielte bei allen seinen wichtigen Aufnahmen mit. Erst dann wollte er eine eigene Band gründen. In der Zeit bei Muddy machte er auch Aufnahmen als Begleitung von Howlin‘ Wolf, Bo Diddley und anderen Künstlern, die bei Chess unter Vertrag standen: Buddy Guy, Big Mama Thornton. Und selbst mit Fleetwood Mac stand er bei deren Besuch in den Chess-Studios gemeinsam vor dem Mikrophon.

Unter eigenem Namen erschien bei Chess nur eine einzige Single:  „It Must Have Been The Devil“, bei der er von B.B. King an der Gitarre begleitet wurde. Chess hatte offenbar keine hohe Meinung von Spanns Fähigkeiten als Sänger. Eine gemeinsam mit Robert Lockwood Jr. und dem Sänger St. Louis Jimmy aufgenommene Session erschien schließlich auch unter seinem Namen als „Otis Spann Is The Blues“.

Doch als Solist wurde er erst ab 1963 bei anderen Firmen wahrgenommen. So erschien 1963 ein Soloalbum – was im dänischen Copenhagen am Rande des American Folk Blues Festival aufgenommen wurde. Für die britische Decca ging er gemeinsam mit Muddy Waters und Eric Clapton ins Studio. Und für Prestige nahm er eine Duoplatte mit dem Harmonikaspieler James Cotton auf.  Doch bereits mit 40 Jahren starb Spann im April 1970 an Lebekrebs in Chicago.