Olga nennt sie sich ganz einfach. Mit dem Namen ist man schwer zu finden im Internet. Blues Babe nennt sie sich auch noch. Und sie wohnt in New Orleans. Dort ist sie nach einer Kindheit in San Franzisko und diversen Jobs in den USA gelandet. Ach ja: Olga ist Sängerin und Gitarristin. Und mit ihren Liedern spielt der Blues einge große Rolle.
Es ist immer wieder spannend zu erforschen, wie Menschen im 20./21. Jahrhundert zum Blues finden. Denn diese Wege sind so unterschiedlich, wie sie zwischen verschiedenen Menschen nur sein können. Olgas Eltern beispielsweise kommen eigentlich aus dem österreichischen Innsbruck und sind irgendwann nach Kalifornien gezogen, wo ihre Tochter zur Welt kam. Und ganz nach der europäisch-bildungsbürgerlichen Tradition erhielt sie als Kind natürlich eine Ausbildung in klassischer Musik.
Doch als sie mit fünf Jahren begann, am Klavier eigene Songs zu schreiben, ermutigten sie die Eltern auch darin. In der Highschool gab ihr Jimi Hendrix den ersten Eindruck vom Blues. Und als sie am Rande eines Konzerts von Grateful Dead einen Plattenarchivar kennenlernte (noch in ihren Teenagerjahren), bekam sie einen ersten Einblick in die geschäftliche Seite der Musik. Durch den Typen lernte sie Los Lobos und Maria Muldaur kennen. Los Lobos adoptierten die Jugendliche quasi und ließen sie bei ihren Konzerten auf der Bühne sitzen, um alles aus nächster Nähe zu lernen. Und mit diesen Mentoren lernte sie auch gleich den Blues näher kennen.
Als sie grad 20 geworden war, erhielt sie eine Gitarre zu Weihnachten. Damals lebte sie gerade in Colorado und hatte einen Job als DJ beim Radio. In der Zeit hatte sie ihre Liebe zum rauhen Blues des nördlichen Mississippi gefunden. Besonders die Lieder von Jessie Mae Hemphill hatten es ihre angetan. Und das war auch der Ausgangspunkt zu ihrer eigenen Musik. Als sie die Sängerin besuchte, entstand daraus eine Freundschaft und musikalische Partnerschaft. New Orleans und Mississippi – das sind die Quellen, aus denen sie schöpft.
Natürlich sind die Lieder über Liebe und Verlust, über Beziehungen und die Straßen, die vor einem liegen traditionelle Statements in Blues und Amerikana. Und auch wenn man die Sängerin mit der rauhen Stimme schon mit Musikerinnen wie Bonnie Riatt oder Sheryl Crow verglichen hat – letztlich hat sie in den Jahren eine ganz eigene Stimme gefunden. Und das hat auch damit zu tun, wie sie den Groove von New Orleans in ihren Soulpop integriert: Das ist nicht der harte Beat der Street Parades, sondern ein leichter Rhythmus für einen faulen Nachmittag in der Stadt am Mississippi.
Bislang hat sie unter ihrem Namen vier Alben veröffentlicht. Zuletzt erschien „Whatever You Want“, was den Blues mehr in Richtung Pop weiterführt. „Die Lieder auf dem Album sind verwurzelt in der Wahrheit, wie ich sie in meinem Leben gefunden habe, sie haben ihren Ursprung im Blues“, erklärt sie. „Aber wir änderten den Sound, so dass eine breitere Hörerschar sie erleben kann.“
Neben ihrer Musik (Olga stand unter anderem schon mit Keb Mo, Robert Randolph, Los Lobos, Maria Muldaur auf der Bühne) hat sie in den letzten Jahren etwa an Martin Scorseses‘ Dokumentarfilmprojekt über den Blues mitgewirkt und ein Album der 2O06 verstorbenen Jessie Mae Hemphill coproduziert. Über diese wichtige Sängerin hat sie auch eine Dokumentation produziert. Und wenn ihr nebenher noch Zeit bleibt: Viel Arbeit musste sie in die Reparatur ihres Hauses in New Orleans stecken, das beim Hurrikan Katrina beschädigt wurde.