CoverDer Londoner Songwriter Robin Grey ist nicht nur ein großer Bewunderer von Leonard Cohen und Tom Waits. Auch auf auf seinem dritten Album "The Nearest Door" finden sich wieder Verweise auf europäische Folklore neben Anklängen etwa an The Tindersticks.

Der Beruf des Barden, des musikalischen Kommentators und Geschichtenerzählers mag heute nicht mehr als notwendig wahrgenommen werden. Besonders nicht, wenn man doch auf Knopfdruck die passende Soundtapete aus dem Äther fischen kann, die einen davon ablenkt, zu sehr über sein Leben, die Gegenwart und vor allem die Liebe nachzudenken. Und zu oft sind es meinem Empfinden nach die modernen "Liedermacher", die bei mir das Empfinden auslösen, dass sie nicht mehr gebraucht werden.

Ganz anders fühlt man sich, wenn man den Liedern von Robin Grey lauscht. Auch wenn er musikalisch tief im Folk wurzelt und seine Songs irgendwo den Anschein haben, nicht ganz aus dieser Zeit zu stammen, wird man doch sofort von seinen durchaus heutigen Geschichten mit allen ihren Verweisen auch aufs eigene Leben gefangen genommen. Wer sowas mit den Artikeln "Nu.Folk" oder gar "experimentell" versieht, der versucht nur zu verwischen, dass hier ein Künstler am Werke ist, der die künstlerischen Mittel der vergangenen Zeiten verinnerlicht hat und sie konsequent nutzt, um seine aktuellen Geschichten zu erzählen.

"The Nearest Door" ist dabei opulenter geworden als der Vorgänger "Strangers With Shoes". Und auch die Verwandschaft zum Blues ist weniger deutlich zu hören. Doch insgesamt ist die Platte wieder ein unbedingter Hörtipp für Menschen, die sich die Zeit nehmen können und wollen, auf persönliche und doch wiederum allgemeingültige Geschichten zu hören.