CoverNach Bigband-, Swing- und Gospelalben kommt Nina Hagen 2011 wieder zurück zum Punkrock. Aber auch zum Protestsong. Auf „Volksbeat“ singt sie ihre Versionen von Songs etwa von Wolf Biermann, Seal, Brecht oder Curtis Mayfield.

Bei den ersten Klängen ist man spontan zurück in den 80er Jahren, wo Nina Hagen ihre Rolle als „Mutter des Punk“ in der Berliner Szene schrill und verrückt erfand. Doch während sie früher noch über Sex auf dem Bahnhofsklo oder über die Flut des Farbfernsehens sang, erklingen heute Brecht-Texte („Bitten der Kinder“) zu den harten Gitarren im New Wave-Sound. Später kommen dann noch astreiner Rock&Roll („Ich lass mir doch vom Teufel nicht den Rock&Roll stiebitzen“), Gospel und gar Biermanns „Ermutigung“ zum Zuge.

Das rockt und rumpelt (zeitweise wie Aufnahmen aus dem Probenkeller). Doch immer ist es die Persönlichkeit von Hagen, die hier die Platte zusammenhält. Und die hat bei aller Ernsthaftigkeit, mit der sie Lieder über Krieg, Waffenhandel, Genforschung und ähnliches singt, immer noch jede Menge Spaß am Leben und rumalbern. Und damit entgeht „Volksbeat“ der Peinlichkeit eines unausgegorenen Liedermacheralbums.

Dass Nina Hagen endlich im christlichen Glauben einen Halt gefunden hat, kommt bei mehr als einem Lied mehr als deutlich heraus. Damit wird sie wahrscheinlich bei Nichtchristen Irritationen hervorrufen (und seien wir ehrlich: „Süsses, Süsses Lied der Errettung“ ist selbst für Kirchentagsbesucher ganz schön heftig). Aber auch das gehört eben zu der Nina Hagen des 21. Jahrhunderts. Schon immer hat sie in der Vergangenheit alles von UFO-Gläubigkeit bis zu indischen Gurus, die sie gerade für sich entdeckt hatte, in ihre Songs gepackt. Und jetzt bringt sie es eben fertig nicht nur ihre eigenen Irrwege selbstironisch aufzuarbeiten sondern selbst den Katechismus zum Song zwischen Predigt, Kabarett und Rocksong zu verarbeiten („Das fünfte Gebot“). Einer der Höhepunkte ist die Verdeutschung von „None of us is free“, bei dem sich Hagen ganz eng an die Interpretation von Solomon Burke anlehnt, gleichzeitig aber einen Text findet, der auch jenseits davon sofort unter die Haut geht. Und der Ska von „Jesus ist ein Freund von mir“ ist einfach nur eine umwerfend witzige und tanzbare Nummer!