Der Retro-Trend ist im Jahr 2012 noch nicht ans Ende gekommen. Auch der 25jährige Kalifornier Nick Waterhouse hat sich mit seinem Debüt „Time‘s All Gone“ in die Riege um Musiker wie Fitz Tantrum, Eli Paperboy Reed und anderere eingereiht und eine Sammlung von elf Songs zwischen rockendem Soul und souligem Rock & Roll im Stile der 50er und 60er veröffentlicht.

Nennt mich hoffnungslos spießig, einen elenden Nostalgiker oder ewig gestrigen Snob: Wenn man mir die Wahl lässt zwischen aktuellem Indie- oder gar Elektro-Pop und klassischen Soul- oder Popscheiben, dann fällt mir die Wahl leicht. Das Aufkommen der sterilen Keyboardsounds und elektronischen Schlagzeuge in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hat mich für immer aktuellen Hitproduktionen entfremdet. Erst seit Musiker sich mit ihren Kompositionen noch weiter in die Vergangenheit zurückorientieren, riskiere ich häufiger mal wieder ein Ohr bei aktuellen Popproduktionen. Was sich für die breite Käuferschar fast komplett an den zwei Alben von Amy Winehouse und einigen Songs von Joss Stone festmacht, ist längst ein breites Phänoment geworden: Die Wiederentdeckung des klassischen Popsounds und des Souls der 60er Jahre.

 

Nick Waterhouse liefert auf „Times All Gone“ eine Sound irgendwo zwischen dem Groove von New Orleans-Rhythm&Blues, wilden Rock & Roll-Nummern und sonnigem Pop. Was ihn von Musikern wie Mayer Hawthorne oder Eli „Paperboy“ Reed unterscheidet, ist die Tatsache, dass seine Lieder leider sich nicht so fest in die Gehörgänge bohren, dass sie in Erinnerung bleiben. Das mit 32 Minuten sehr kurze Album bietet sehr gute Unterhaltung, die Songs sind bei Parties eine sehr gute Abwechslung im Einerlei. Vor allem, weil sie bei aller Retroseligkeit eben auch die Rotzigkeit der heutigen Garagenszene atmen. Doch wenn die halbe Stunde vorbei ist, dann bleibt bloß die Erinnerung daran, dass man sich gut amüsiert hat. Das ist ein bisschen zu wenig. Aber: Der Mann ist ja grad erst 25 Jahre. Und damit hat er noch einige Jahre Zeit, seinen eigenen und unverwechselbaren Stil zu finden und weitere Songs zu schreiben. Das Debüt macht jedenfalls sehr neugierig auf weitere Veröffentlichungen von ihm.