Ein Gipfeltreffen in Sachen zeitgenössischem Gitarrenblues aus zweien unserer Nachbarländer ist dieses Album. Die Niederländer von Mike & The Mellotones hatten sich für „1+1=3“ Verstärkung von dem italienischen Gitarristen Enrico Crivellaro geholt. Und wer sich dabei langweilen sollte, ist garantiert kein Bluesfan.
 

Manche Behauptungen sind zwar eindeutig falsch, verkünden aber dennoch einen Teil der Wahrheit. Wenn man die richtige Partnerin für‘s Leben gefunden hat, dann ist die Summe eben mehr als einfach die Addition der Einzelteile. Und für den Titelsong des neuen Albums von Mike & The Mellotones gilt das auch noch in einem weiteren Sinne: Wenn man zwei Gitarristen wie Mike Donkers und Enrico Crivellaro zusammen musizieren lässt, dann ist das Ergebnis ein ganz anderes als bei beiden in ihren jeweiligen angestammten Bands. Sehr schön ist das schon beim ersten gemeinsamen Song auf dem Album zu hören: „Just A Dream“ lebt so richtig von dem Hin und Her an Ideen, die sich die beiden zuwerfen. Leider beschränkt sich der Beitrag Crivellaro‘s auf die Mitwirkung bei drei Liedern. Aber die sind eindeutig die Höhepunkte der Scheibe. „Ready Freddy“ etwa lässt die Ablenkung durch Gesang gleich ganz fort und ist eine sehr schöne Duo-Hommage an Freddy Kings Version des Texasblues. Und „Encore Enrico!“ lässt dem Italiener den Raum, seine Gitarre glänzen zu lassen zwischen jazzigen Anleihen, dem Erbe der verschiedenen Kings und italienischer Lebensart.

Aber auch ohne ihn zünden die Mellotones ein Bluesfeuerwerk. „He‘s Gonna Step On You Again“ wird dank der Mitwirkung diverser Percussionisten zu einer Kreuzung zwischen Blues und afrikanischen Rhythmen. Und „W-O-R-R-Y“ mit großartiger Mandoline würde auch auf Alben von John Fogerty oder Tony Joe White eine gute Figur machen: Rootsrock/Americana mit gehörigem Swamp-Feeling. „Blue Chase“ hat – wie auch paar andere Nummern des Albums – einen ordentlichen Funk-Groove. Aber hier wird dann auch der Schwachpunkt deutlich: Für diese Musik hat Mike nicht ganz die richtige Stimme. Hier wünschte ich mir wesentlich mehr Power und Tiefgang. Aber das ist Nörgelei auf einem ziemlich hohen Niveau. Denn wenn die Musik rockiger oder bluesiger ist, dann scheint er mir wirklich zu Hause zu sein als Sänger.