Das er als Songschreiber (und natürlich als Gitarrist und Sänger) zu den Besten im deutschen Blues gehört, ist seit langem bekannt. Doch als „Songster“, als Interpreten von Songs anderer Leute quer durch alle Stile, hatte ich ihn bislang noch nicht auf dem Radar. Das ändert sich spätestens jetzt mit seinem zweiten Soloalbum auf Timezone Records.
Den famosten Snooks Eaglin hat man in New Orleans gerne mal als menschnliche Jukebox bezeichnet, weil er von Beethoven bis Blues, von Schlager bis Rock & Roll fast alle Songs auf Zuruf spielen konnte. Wobei dabei die Kunst ist, die ganzen Songs mit einer eigenen Interpretation zu versehen.
Michael van Merwyks Musikgeschmack geht nicht ganz so weit – Schlager und Klassik fehlen auf seinem aktuellen Album. Doch ansonsten spielt er Songs, die in der Erinnerung so gar nicht zum Blues passen: Metalsongs von Judas Priest oder Iron Maiden finden sich hier neben Stücken von T Rex, Depeche Mode oder David Bowie. Doch oh Wunder: Mit van Merwyks Dobro, seine erdigen Stimme und zuweilen einer Bluesharp verwandeln sich sogar „Breaking The Law“ oder „The Number of The Beast“ in akustische Glanznummern zwischen Blues und Americana.
Das macht eine Menge Spaß, wenn man die Songs einzeln genießt. Auf Albumlänge ist es mir leider ein wenig zu langatmig geraten. Aber wer auf feinste akustische Musik steht, sollte der Platte unbedingt mindestens einmal sein Ohr leihen.