An große Namen fehlte es nicht in den letzten Jahren bei den Lesusngen von Koeppenhaus oder Buchhandlung Weiland. Im vergangenen Jahr beispielsweise Judith Zander. Am Dienstagabend war es Eugen Ruge, der an die 200 Literaturliebhaber in den bestens verkauften Lutherhof zog.
Der Träger des diesjährigen Deutschen Buchpreises hat mit Judith Zander eines gemeinsam: Beide wurde für eine Lesung in der Universitäts- und Hansestadt vor ihrem Durchbruch mit ihrem ersten Roman angefragt. Im Falle von heute 57jährigen Eugen Ruge hatten die Mitarbeiter vom Weiland ein gutes Gespür. Im Mai lag dessen Familienroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ als Leseexemplar für den Herbst vor. „Alle waren vom Buch angetan“, erzählte Jens Finger von der Buchhandlung Weiland den Versammelten zur Einstimmung auf die Lesung über die Reaktion seiner Mitarbeiter. Eugen Ruges Verleger Fest habe sich enthusiastisch für diese Veröffentlichung eingesetzt. Keinen Presserummel gab damals darum, keine Long- oder Shortist des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels stand fest. Die Feuilletons mussten ihn für sich erst noch entdecken. Dennoch stellte sich die frühe Anfrage für einen Abend in Greifswald mit dem heutigen Preisträger als richtig heraus. Nach der Verleihung des Deutschen Buchpreises gab es keine freien Termine mehr.
„Es ist nicht leicht, ein Buch vorzustellen, dass aus vielen kleinen Geschichten besteht“, wendete sich Eugen Ruge vor seiner einstündigen Lesung an seine Zuhörer. Er fügte hinzu: „Auch wenn der Roman in der DDR spielt, geht er auch darüber hinaus.“ „In den Zeiten des abnehmenden Lichts“ zeichnet den Werdegang einer Familie aus den Jahren des Exils in Mexiko, in der Zeit der DDR bis in das Jahr 2001 nach. Eugen Ruge beschränkte sich im Lutherhof allein auf das Lesen und dankte den Anwesenden am Ende mit: „Ich freue mich, dass sich so viele Menschen trotz Internet und Fernsehen für Literatur interessieren.“ Nach der Signierstunde erzählte er: „Dies ist mein wichtigstes Buch. Es hat mich sehr lange bewegt.“ Sein Debüt in Literaturbetrieb sei „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ dennoch nicht. Eugen Ruge verfasste bereits Theaterstücke, übersetzte Anton Tschechow und machte Dokumentarfilme. Eines überrascht dabei dennoch: Bereits das Manuskript seines Erstlings wurde 2009 mit dem Alfred-Döblin-Preis bedacht. „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ enthält auch eine kurze Hommage an Wolfgang Koeppen. „Er ist ein großartiger Autor, den ich sehr verehre“, so Ruge. Etwas wird ihm allerdings nicht passieren, sagt er augenzwinkernd: „Ich werde jetzt nicht plötzlich mit dem Schreiben aufhören.“ Derzeit komme er durch die Lesetour und durch die Interviews weniger dazu. Eines habe der Deutsche Buchpreis ihm verschafft: viel Spielraum. „Das entspannt“, gestand Eugen Ruge.