Kritiker nennen Massoud Godemann schon mal „Der Poet unter den Jazzgitarristen“. Gemeinsam mit Gerd Bauder (b) und Michael Pahlich (dr) ist er schon seit 15 Jahren als Massoud Godemann Trio unterwegs. Ende April erscheint bei Nil Records mit „Hope“ das dritte Album dieser Combo.
 

Die Musik seines Trios bezeichnet der in Deutschland aufgewachsene Sohn französisch-persisch-deutscher Eltern als „moderne improvisierte Kammermusik“ oder „Nu Cool“. Schon von den ersten Tönen des Albums „Hope“ an, kann man erahnen, was Godemann damit meint: Einen sanft dahinperlenden Jazz, dem man die intellektuelle Denkarbeit hinter den Linien zunächst nicht anhört. Hier ist ein Gitarrist, der dem Pressematerial nach früher sogar Heavy und Blues gespielt haben soll, bevor er bei Joe Pass studierte und sich später selbst weiterbildete.

Allerdings: Das hier ist ein Trio-Album. Hier kommt es darauf an, den Beitrag von drei Musikern, ihre Interaktion im Spiel zu verfolgen, um die Stücke wirklich erfassen zu können. Leider – und ich weiß nicht, ob das an der Produktion liegt oder wirklich so gewollt ist: Zu selten kann man dieses Miteinander wirklich gut hören: sobald der Chef in die Saiten greift, verschwinden die faszinierenden Grooves von Schlagzeuger Pahlich und der melodische Bass von Gerd Bauder im Hintergrund. Und somit fällt es schwer, die musikalischen und emotionalen Entwicklungen des Stücks verfolgen zu können. Bei Stücken wie dem Opener „Gone“ scheint sich die Musik so zumeist im Leerlauf zu drehen. Erst wenn nach vier Minuten das Schlagzeug für eine Weile die Führung übernehemen darf, entwickeln sich Drive und Dynamik.

Ähnlich bei dem atmosphärischen „Rain“ (man merkt den Songtiteln meist an, welche Geschichten man damit erzählen will: ein düsterer Beckensound und an eine Schreibmaschine erinnerndes klickendes Drumspiel legen eine Stimmung vor, die schnell von schönen Gitarrenlinien übermalt wird. Der Regen scheint dahinzuplätschern. Bis dann – und das macht Rain zu einem der besten Stücke der CD – Godemann nicht mehr cool dahinspielt, sondern zeigt, dass er durchaus auch tanzbar und mitreißend musizieren kann. Und da scheint dann auch plötzlich der Triosound als Ganzer zu stimmen. Und man ärgert sich, dass dann der Regen doch so schnell vorbei ist. Auch bei dem dezent dahintrabenden „Blue Boss“ stimmt der Klangeindruck und man hört, was für drei außergewöhnliche Musiker hier zusammenspielen.

Leider trifft dass beileibe nicht auf das ganze Album zu – über lange Strecken wird durch die einseitige Produktion der Fokus nur auf den Chef gelegt und so die Vielschichtigkeit der Stücke zu einer glattpolierten Oberflächlichkeit herabgeschmirgelt. Und sowas erzeugt beim Hören dann viel zu oft Langeweile. Aber wie gesagt: An den Stücken und den Musikern liegt das nicht. Massoud Godemann hätte nur davon Abstand nehmen sollen, die CD selbst zu produzieren. (Nil Records)