Nimmt man das Buch „Fenster auf Fenster zu“ von Manuela Fuelle in die Hand durchfährt einen ein großes ‚Schade’. Es ist schade um den nichtssagenden Titel, schade um die Lebenszeit, die man mit der Lektüre vergeudete und zuletzt schade um die Autorin, da sie sprachlich sehr begabt ist.</p> <!--more--> <p> Der Plot besteht in einer Vater-Tochter-Beziehung, wobei die Erzählerin ihre Ausführungen mit retrospektiven Versatzstücken spickt. In diesen Erzählungen steht der Vater im Zentrum, wie er im Alter gewisse Marotten kultiviert, die er – dies wird ebenso ausführlich geschildert – schon in Ansätzen sein Lebtag besaß. Eines Tages meldet sich der unstete Vater nicht mehr, reagiert nicht auf Anrufe und ist überhaupt (wie sein Charakter) nicht zu greifen. Also macht sich die Erzählerin, von ihren Geschwistern dazu aufgefordert, auf die Reise zu dem Vater und streut währenddessen Geschichten aus ihrer Kindheit und jüngerer Vergangenheit – jene Episoden, die oben schon mal erwähnt wurden.<br /> <br /> Was in dieser kurzen Zusammenfassung amüsant klingt, wird in der textlichen Ausgestaltung gedehnt langweilig. Es gibt keine Spannung, man schleppt sich von Kapitel zu Kapitel, möchte nicht noch eine fade Geschichte über den Vater lesen, da der gedehnte klagend-jammernde Ton der Erzählung sie schlichtweg lau macht. Darunter leidet die Schilderung des Habitus’ des Vaters; er wirkt einfach nur skuril und wenig menschlich, weil sein Handeln durch nichts motiviert scheint und nur im Status eines Vaters beurteilt wird.<br /> <br /> So plätschert der Text unaufregend dahin, erzeugt ein tiefes Gähnen, was wirklich schade ist, da die formale Ausgestaltung sehr kunstvoll ist. Fuelle arbeitet mit vielen Ellipsen, lässt mal das Objekt im Satz aus, verzichtet auf überflüssig beladenen Redeschmuck und reflektiert gar den eigenen Duktus, wenn sie z.B. sich für die Verwendung einer notwendigen Metapher entschuldigt. In der Aneinanderreihung dieser interessanten Satzkonstruktionen gewinnt der Text beinahe an Dynamik (aber immer noch nicht an Dramatik); insbesondere zum Ende hin, wenn man bis dahin die Langeweile durchgehalten hat: „Kurzer Seitenblick. Das heißt, man möchte schon, aber die Sonnenstrahlen. Bruchteile einer Augenbraue, seiner, eines Mundwinkels, ihres, tanzen, kaum erkennbar, lichtvernebelt, trennen Augen von Augen und oder ein Augenpaar. Wo denn, den Lichtschleusen gegenüber.“ Hoffentlich erschöpft sich diese Sprachbegabung in einem etwaigen Folgewerk mit einem interessanteren Inhalt, der mehr durchdacht und gelungener konzipiert ist. So lange hallt ein langes gähnendes ‚Schade’ nach.</p> <p> <strong>Manuela Fuelle - Fenster auf, Fenster zu.</strong><br /> Verlag Klöpfer + Meyer 2011<br /> 978-3863510169<br /> 19,90 Euro</p> <p style="text-align: right;"> <iframe frameborder="0" marginheight="0" marginwidth="0" scrolling="no" src="https://rcm-de.amazon.de/e/cm?lt1=_blank&bc1=000000&IS2=1&bg1=FFFFFF&fc1=000000&lc1=0000FF&t=wasserprawdad-21&o=3&p=8&l=as4&m=amazon&f=ifr&ref=ss_til&asins=386351016X" style="width:120px;height:240px;"></iframe>