WP-Rezension-FilmEs gibt Bands, von denen ich überhaupt keine Ahnung habe. Zum Beispiel Mama Woju, auf die ich allein über ein Video gestoßen bin. Die Bonner Band gab es von 1980-1986. Platten haben sie nie aufgenommen.

Trampen ist ein ständig wiederkehrendes Motiv beim Blues. In der Frühzeit auf den Güterzügen in Gemeinschaft der Freunde von Jack London. Später mit dem Daumen im Wind beim Autostopp. Und das funktionierte lange Jahre weltweit. Außer vielleicht beim Transitverkehr durch die ehemalige DDR. Dabe stand das Mitnehmen von Anhaltern unter Strafe. Der Düsseldorfer Filmemacher Lutz Mommartz hat dieses Thema zum Inhalt eines Musikvideos gemacht. Die Musik dafür stammt von Mama Woju.

Die Fakten zur Band, wie sie ein wegen fehlender Relevanz zur Löschung vorgeschlagener Wikipedia-Artikel auflistet – Vielen Dank dafür an MagicDünn, der mir den Tipp dafür gab: Gegründet wurde die Band 1980 in Bonn. Den Namen stellte man nach den Anfangsbuchstaben der Mitglieder zusammen. Neben Gründer Markus Flaschendräger (g, voc) gehörten dazu Martin Kirchner (dr), Wolfgang Held (bg) und Jürgen Edlinger (g). Als Gast an der Bluesharp war bei Transit nach Berlin und anderen Liedern Manfred Pütz dabei.

 

Nach Ihrem gefeierten Debutauftritt als Geheimtipp und Headliner auf einem lokalen Festival absolvierten Mama Woju in den ersten Jahren zunächst zahlreiche kleinere Auftritte in Jugendzentren und Kneipen, ehe sie ab etwa 1983 auf größeren Bühnen und im Rahmen von Festivals – vornehmlich in den nördlicheren Bundesländern spielten. Abgesehen von Studioaufnahmen und Konzertmitschnitten in Eigenproduktion sind von Mama Woju bis zu Ihrer Trennung nie Tonträger erschienen.

Bis zur Auflösung im Jahre 1987 wechselte die Besetzung der Band mehrere Male: 1983 stieg nach längerer Suche als fester neuer Schlagzeuger Matthias Knoche ein, 1984 wurde dann der in die USA wechselnde Wolfgang Held an der Bassgitarre durch Olaf Strauß ersetzt. In dieser Formation spielte die Band noch erfolgreich bis Ende 1986 zusammen, unterbrochen durch einen längeren Auslandsaufenthalt von Flaschenträger. In dieser Zeitspanne bot sich das musikalisch homogenste Bild ihrer Karriere und Mama Woju erlangten zwischen 1984 und 1986 auch die größte Anerkennung.

In den Folgejahren produzierte Flaschenträger immer wieder mit den ehemaligen Bandkollegen sowie weiteren Musikern neue Songs. Bis heute iste er als Texter und Komponist aktiv und arbeitete an musikalischen Projekten (MoreMusic, MarkAndRemark) sowie als Radio-DJ und Veranstalter (MadmoleMusic). Er lebt heute in Münster. Wolfgang Held ist heute anerkannter Kameramann (unter anderem bei der Metallica-Dokumentation „Some Kind of Monster“ und bei „Brüno“) und Filmemacher und lebt in New York. Jürgen Edlinger ist bis heute als Leadgitarrist in mehreren Bands tätig, zuletzt bei der Coverband „Supper’s ready“ (Sankt Augustin bei Bonn). Manfred Pütz (heute Manfred Amrehn) ist seit Jahren in der Formation „A. G. and the Motel Kings“ als Sänger und Bluesharp-Spieler im Köln-Bonner-Raum aktiv.

Wichtige Titel waren Balladen wie „Gipsy Woman“ und Anti-Kriegs-Songs wie „Soldier of the sun“, aber auch die up-tempo-Nummern „Man with the suitcase“ und „It’s on you“ sowie die Rhythm’n’Blues-Titel „King Cannabis“.

Prägend für die Texte der Eigenkompositionen waren u.a. auch die politischen Auseinandersetzungen und öffentlichen Diskussionen der Anti-AKW-Bewegung sowie der Friedensbewegung. Ausdruck fand dies auch im Band-Logo, einem „PEACE-Zeichen“ aus 2 Gitarren, einer Baßgitarre, zwei Schlagzeugstöcken und einer Gitarrensaite. Trotz der eindeutigen politischen Einstellung der Bandmitglieder, allen voran Markus Flaschenträger, war Mama Woju als Band jedoch nie politisch aktiv.