Am Anfang standen zwei Brüder. Später entstand daraus eine der größten Bands der Musikgeschichte. Am 18. November 2017 ist Malcolm Young, Mitbegründer von ACDC im Alter von 64 Jahren verstorben. Schon seit 2014 war der Songwriter und Rhythmusgitarrist wegen seiner fortschreitenden Demenz aus der Band ausgeschieden.

Der Winter 1963 war einer der härtesten, die jemals in Schottland erlebt wurden. Vielleicht war es das Wetter mit mehr als zwei Meter Schnee, der die Familie Young dazu brachte, von Glasgow nach Australien auszuwandern. Dazu gehörten die Brüder George, Malcolm und Angus. Von denen war George der erste, der das Gitarrenspiel erlernte. Als Mitglied und Songwriter hatte er mit den Easybeats nicht nur in Australien gehörige Erfolge. „Friday On My Mind“ gehört noch heute zum Standardprogramm von Oldieradios.

Malcolm und Angus begannen bald selbst, mit dem Gedanken an eine Band zu spielen. Allerdings sollte es da nicht so locker flockig zugehen wie bei George. Die beiden liebten den klassischen Rock & Roll von Chuck Berry und Little Richard. Und sie hatten keine Lust darauf, sich den Trends der Zeit anzupassen. 1973 hatten sie die Idee für ACDC. Damals gehörten noch Sänger Dave Evans, Schlagzeuger Colin Burgess und Bassist Larry van Kriedt zur Band. Schon bald aber war klar, dass Evans nicht so richtig zur Truppe passen würde. Er stand eher auf Glamrock. Die erste stabile Besetzung fand sich mit Sänger Bon Scott, Bassist Mark Evans und Schlagzeuger Phil Rudd.

Das erste Album, „High Voltage“, nur in Australien veröffentlicht, bestand aus Songs, die die Young Brüder gemeinsam komponiert hatten. Bon Scott hatte dazu dann nur noch die Texte geliefert. Musikalisch war das noch eine sehr durchwachsene Angelegenheit. Big Joe Williams „Baby Please Don’t Go“ wurde als durchgeknallter Rock&Roll zelebriert. Erinnerungen an The Who und Led Zeppelin kann man hier durchaus ziehen. Andere Stücke klingen noch mehr nach Glamrock.

Mit T.N.T. wurde der Weg hin zu einem von Blues und Boogie beeinflussten Hardrock gegangen. Chuck Berry wird mit School Days gewürdigt. Die anderen Songs stammen aus der Feder von Malcolm und Angus Young sowie von Bon Scott. Angus und Malcolm Young komponierten weiterhin zusammen. Doch Angus wurde jetzt Leadgitarrist, während sich Malcolm auf den Rhythmus konzentrierte. Songs wie „It’s a Long Way To The Top (If You Wanna Rock n Roll)“, „Rocker“ oder „The Jack“ finden sich hier schon einige der besten Songs der Bandgeschichte überhaupt. Die Riffs der Youngs und Scotts rotzige Lyrics mögen zwar manche an Punk erinnern, doch das wird der Musik der Australier nicht wirklich gerecht.

So richtig in Vollendung findet sich der Sound der frühen Besetzung von ACDC dann spätestens 1977 auf „Let There Be Rock“: Mittlerweile hatte die Band im Vereinigten Königreich und in Europa ausgiebig getourt. Mit Atlantic Records fand sich ein Label, dass die Alben der Band – wenn auch zunächst mit anderen Tracks – international vertrieb. Jetzt also acht Songs voller simpler und knalliger Riffs. Hinzu kommen Texte aus dem proletenhaften Alltag. Bon Scott präsentiert sich als Enfant Terrible, immer auf der Suche nach dem nächsten Mädchen, dem nächsten Suff. Und mit „Crapsody In Blue“ dann auch noch ein Song, der Atlantic als absolut unpassend für den amerikanischen Markt erschien. Ein Blues über eine Nutte und Filzläuse. Das ist der Rock&Roll von ACDC. Immer nahe am Blues.

Die Erfolgsgeschichte setzte sich zunächst fort bis hin zum plötzlichen Tod von Bon Scott. „Highway To Hell“ war ein mehr als treffender Abgesang. Doch es war nicht das Ende der Band. Mit Brian Johnson wurde ein Sänger und Texter gefunden, der ein ganz anderes Kapitel aufschlug und ACDC zu einer der erfolgreichsten Bands überhaupt machte. Von „Back In Black“ an war der Sound fort vom Blues. Rifflastiger Heavyrock, stadionkompatibel und theatralisch – so ging es die nächsten Jahre weiter bis in die Rock & Roll Hall of Fame-

Malcom und Angus Young lieferten Riffs und brachten die Fans vor den Bühnen zum Ausrasten. Doch 2014 ging es mit Malcolms Gesundheit bergab. Was zunächst als Pause gedacht war, wurde ein dauerhafter Abschied. Die fortschreitende Demenz ließ den genialen Rifferfinder keine Chance mehr. Es blieb nur noch der Weg ins Pflegeheim.

ACDC spielte weiter. Malcolms Platz wurde von seinem Neffen eingenommen. Rock or Bust war der bislang einzige Versuch, ein Album ohne den Gründer aufzunehmen. Dann folgte der gesundheitsbedingte Ausstieg von Brian Johnson und der Rauswurf von Drummer Phil Rudd. Axl Rose war als Sänger zeitweise dabei. Doch ob die Band jemals wieder zu alter Größe zurück finden kann, bleibt abzuwarten.