Die Kombination von Little Mikes Harp mit der Gitarre von Troy Nahumko sollte man patentieren lassen – die beiden passen zusammen wie Pech und Schwefel, um mal kein Namedropping aus der Bluesgeschichte heranzuziehen. Mikes Harp ist mal laut und zupackend, mal lyrisch und ergreifend. Und Nahumko liefert die passenden Gitarrenlinien zur jeweils passenden Stimmung. Die Musik auf „How Long?“ ist Blues im eigentlichen Sinne: kein Bluesrock, schon gar kein Rockblues. Hier sind Musiker, die die Geschichte des Blues bis mindestens in die 60er Jahre studiert und in sich integriert haben.
Man könnte die Truppe um den Harpspieler vielleicht am ehesten mit den Cash Box Kings vergleichen – doch bei denen ist die Musik immmer wesentlich polierter und gefälliger. Und das kann man Little Mike nun wirklich nicht vorwerfen: Das ist Blues aus dem Keller, der Garage, dem schäbigen Club und nicht der piekfeinen Lounge. Die Harp schreit und klagt, sie jubiliert und reißt mit erinnert an den zweiten Sonny Boy ebenso wie an Little Walter, an Paul Butterfield genauso wie an James Cotton.
Und dazu ist Little Mike auch noch ein toller Sänger und Geschichtenerzähler, ob nun mit eigenen Songs oder Nummern von J.B. Lenoir, Johnny Young oder Eddie Taylor. „How Long?“ ist einfach nur toller Blues. Wer nicht reinhört, verpasst eines der Highlights des Jahres 2016. (ELROB Records)