littlefreddie frontIn New Orleans ist Little Freddie King so ziemlich der einzige Musiker, der originalen Delta-Blues spielt. Sein aktuelles Album „Chasin tha Blues“ ist eine Mixtur aus teilweise großartig erzählten Bluesgeschichten und relativ langweiligen Instrumentalnummern.

Little Freddie King ist einer der letzten authentischen Bluesmusiker der Nachkriegsgeneration. Und mit seinem Fahrrad gehört er in New Orleans schon seit Jahren zum Stadtbild dazu. Nach Katrina galt er für einige Zeit als vermisst. Und seine erste nach der Katastrophe neu bezogene Wohnung musste er wegen Chemikalienbelastung bald wieder räumen. Doch er packt sein Leben immer wieder in Bluessongs.

Oh, was hätte das für ein wundervolles Album werden können! „Born Dead“ ist einer jener Blues, bei denen es einem kalt den Rücken runterläuft. Hier erzählt einer ganz heftig und brutal von seinem Leben, das schon ganz in der falschen Ecke der Welt, in Mississippi, anfing. Schwarze, die wie Fread E. Martin 1940 dort geboren wurden, hatten von Anfang an eigentlich keine wirkliche Chance auf ein würdiges Leben. Noch immer mussten sie dort wie die Sklaven schuften, um überhaupt zu überleben. Das erzählt Little Freddie King zu einem Sound, der zu gleichen Teilen an seinen Cousin Lighnin‘ Hopkins und an John Lee Hooker (mit dem er in den 70er Jahren auf Tour in Europa war) erinnert. Ein Bluessong, wie er besser nicht sein kann. Und „Louisiana Train Wreck“, der erste Blues über Züge, der mir unterkommt, der ohne jeden Rhythmuswechsel auskommt. Und der noch dazu – John Lee lässt grüßen  – nur mit einem Akkord eine Stimmung zaubert, die genau dem entspricht: Ein Zug, der gradewegs in seinen Untergang rumpelt. Und keinen scheint‘s zu kümmern. Auch „Go Tha Blues On My Back“ und „Pocket Full of Money“ sind große Bluessongs (auch wenn letzteres eindeutig bei Slim Harpo und nicht so ganz eindeutig bei Muddy Waters geklaut ist).

Doch die zweite Hälfte des Albums besteht aus Instrumentalnummern, die leider meist nicht wirklich spannend oder originell sind. Da wird aus „Tequila“ mal schnell „Great Great Bamboozle“, lässt aber dessen Witz und Fröhlichkeit vermissen. Recht witzig ist lediglich „King Freddies Shuffle“. Doch mit mehr als fünf Minuten ist der einfach zu lang geraten. Spannung kommt dann noch mal ganz zum Schluss auf bei „Bucket of Blood“: King erzählt zu einem elektronisch verfremdeten Sound von einer der verrufenen Ecken von New Orleans. Vermixt wird der Song mit Polizeisirenen und Polizeifunk. Und seltsame Frauenstimmen versuchen so etwas wie die Anmutung eines modernen Gangsterrap zu erschaffen. Man könnte es Nu-Blues nennen und abhaken als Experiment. Aber es ist letztlich der ganz alte Blues, der hier nur auf ungewöhnliche Weise erzählt wird. So wie es teilweise auch R.L. Burnside auf seinem Album „I Wish I Was In Heaven“ getan hat. Wie gesagt: Es hätte ein ganz großartiges Album werden können. Aber leider wurde zu viel Füllmaterial zwischen einige absolut überzeugende Songs gepackt. Doch allein „Born Dead“ und „Bucket of Blood“ sind das Geld für den Download allemal wert.