ANTHONY BOZZA: Warum AC/DC die Größten sind
Originaltitel: Why AC/DC matters
Aus dem Amerikanischen von Violeta Topalova
176 Seiten ISBN: 978-3-453-26681-0
€ 12,99 [D] | € 13,40 [A] | CHF 22,90* (empf. VK-Preis)empfohlener Verkaufspreis
Verlag: Heyne
Es gibt Bands, die sind erfolgreich. Es gibt Bands, die sind über Jahrzehnte immer erfolgreicher geworden und doch von der Kritik mit Missachtung gestreift worden. Led Zeppelin haben sich bald auch bei Kritikern beliebt gemacht, als sie die simplen Bluesrock/Hardrock-Schemata durch immer mehr Ausflüge in keltische oder afrikanische Gefilde aufgelockert haben. Es gibt Bands, die das niemals taten und die dafür von der Presse gestraft wurden. Motörhead etwa. Und vor allen Dingen: AC/DC. Erst 2008 stimmten die Journalisten beim Erscheinen von „Black Ice“ kollektive Lobeshymnen an. Dabei ist die Platte nun wahrhaftig nicht ihr Meisterwerk sondern nur ein grundsolides Album der australischen Rocker.
Anthony Bozza ging diese Scheinheiligkeit auf die Nerven. Er liebt AC/DC seit Jahrzehnten. Jetzt hat er eine Liebeserklärung an seine Helden verfasst. Und er versucht zu ergründen, warum AC/DC eigentlich so erfolgreich waren und sind. Denn die Fakten sind klar: Die Young-Brüder haben mehr Platten verkauft als die Rolling Stones. Nur „Thriller“ von Michael Jackson ist als Album erfolgreicher als „Back In Black“. Und ihre seltenen Tourneen sind finanziell in den betreffenden Jahren die erfolgreichsten, weil die Fans mittlerweile schon in zweiter oder dritter Generation zu den Auftritten gepilgert kommen. Dabei spielen sie seit fast 40 Jahren immer das gleiche: harten, mehr oder weniger vom Blues geprägten Rock.
Es ist eine Liebeserklärung, keine ausführliche Biografie mit jeder Menge Fakten für das Gespräch unter Insidern. Nur die groben Linien der Geschichte werden nachgezeichnet. Dafür aber werden auch die Qualitäten der beiden Brüder als Gitarristen, die Besonderheiten der beiden Sänger Bon Scott und Brian Johnson und die Magie der eingespielten Rhythmusgruppe beleuchtet und auch mit Aussagen von Musikprofessoren untermauert. Für einen Snob wie den Rezensenten ist da noch einiges an Wissen nachzuholen. Etwa über die Unterschiede der Lyrics von Bon Scott und Brian Johnson. Oder über deren verschiedene – und für Fachleute gleichermaßen faszinierende – Gesangsorgane.
Aus all den verschiedenen Untersuchungen wird eines klar: Die Musik von AC/DC ist eigentlich weniger simpel, als sie beim Hören erscheint. Die Summe der Einzelheiten ergibt eine Magie, der man sich kaum entziehen kann. Und nur wer die Bedeutung einer Band an den popkulturellen Verweisen und an der Zahl der verwendeten Akkorde misst, kann sie für bedeutungslos halten. Doch Kritiker nehmen sich zum Glück wichtiger als sie wirklich sind. Bei den Fans sind ihre Ergüsse so bedeutsam wie die vier Monate alte Wasserstandsmeldungen vom Pegel Unter-Iller.
Anmerkung: Wer die Veröffentlichungen hier in der Wasser-Prawda aufmerksam verfolgt, wird sich durch den Begriff „Kneipenband“ nicht provoziert fühlen. Wir verwenden den Begriff durchaus als Kompliment für Gruppen, die keine musikalische Revolution auslösen wollen, sondern grundehrlich daran interessiert sind, ihr Publikum, ob im Stadion oder in der Kneipe grundsolide und ehrlich zu unterhalten. Insofern ist AC/DC wirklich der Inbegriff der Kneipenband.
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